Eure Fragen, unsere Antworten. #cbmbd14

Noch 6 Tage #Bangladesch. Zeit für Peter Liebe (Pressesprecher der #CBM) und mich, uns Euren Fragen zu stellen! Was wollt ihr wissen? #cbmbd14

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Peter Liebe (Pressesprecher der Christoffel Blindenmission) und ich stellen uns Euren Fragen:
In welchen Punkten kann Deutschland von Bangladesch lernen?
Um es auf den Punkt zu bringen: Pragmatismus, Hilfsbereitschaft und gegenseitiger Respekt.
Inwiefern gibt es in Bangladesch Barrierefreiheit?
Das ist für Bangladesch noch ein schwieriges Thema. Im Alltag findet man das kaum. Beispiele sind ÖPNV oder ein barrierefreier Zugang in Supermärkten oder Geschäfte. Es gibt aber inzwischen zahlreiche Organisationen, die sich bemühen, das besser zu machen.
Welche Versorgung gibt es für Menschen mit Querschnittlähmung? Und welche Versorgung gibt es nach einem Unfall?
Es gibt hier in Bangladesch eigentlich nur ein einziges Krankenhaus, das Querschnittgelähmte sinnvoll versorgen kann: das CRP-Krankenhaus in Dhaka. Dorthin kommen Betroffene aus allen Landesteilen. Für rund 160 Millionen Bangladeschi ist das alles andere als gut.
Wie sind die Straßen, Wohnungen und Geschäfte in der Regel mit dem Rollstuhl befahrbar?
Eigentlich so gut wie gar nicht. Selbst in so einer Mega-City wie Dhaka mit ihren schätzungsweise rund 16 Millionen Einwohnern muss man nach Barrierefreiheit suchen. Noch schwieriger wird es auf dem flachen Land.
Wie werdet ihr wahrgenommen als Europäer? Gibt es eine Erwartungshaltung?
Die Bangladeshi sind in der Regel freundlich, hilfsbereit und zurückhaltend. Sehr angenehm. Europäer werden hier meist als NGO-Mitarbeiter wahrgenommen, weil es hier weltweit die höchste NGO-Quote gibt. Und entsprechend hoch ist auch die Erwartungshaltung. Hier gibt es noch viele Wünsche zu erfüllen und die kosten in der Regel Geld.
Wie sieht es mit Polio und den Spätfolgen aus? Impfung?
Polio gilt in Bangladesch als besiegt, eben weil es wie bei uns Impfungen für die Bevölkerung gab.
Welchen Stand in der Gesellschaft haben Menschen mit Behinderung?
Einen sehr schlechten Stand, muss man sagen. Viele Familien, vor allem auf dem Land, verstecken Familienangehörige, die eine Behinderung haben. Deshalb gehen Mitarbeiter der CBM-Partnerorganisationen regelmäßig in die Dörfer, um Menschen mit Behinderungen zu suchen. Und schließlich muss die Familie überzeugt werden, dass hier Hilfe nötig ist.
Wie sieht der Alltag von Menschen mit Behinderung aus? Wie behandelt die Gesellschaft das Phänomen Behinderung? Gibt es Förderung? Wenn ja, wie sieht sie konkret aus? Gibt es vergleichbare Netzwerke, die wie in Deutschland von Menschen mit Behinderung geleitet werden? Werden Menschen mit Behinderung versorgt oder leben selbstbestimmt? Wie sieht der Alltag einer Familie, die einen Menschen mit Behinderung versorgt. Mit welchen Schwierigkeiten haben sie zu kämpfen?
Natürlich gibt es eine Förderungen für Menschen mit Behinderungen in Bangladesch. Zum Teil auch von Regierungsseite. Das Problem ist nur, dass die Betroffenen überhaupt nicht wissen, welche Rechte sie haben. Deshalb tun die Partnerorganisationen der CBM auch eine ganze Menge zum Thema Bewußtseinsförderung: Da werden zum Beispiel Straßentheater organisiert. So haben die Menschen Spaß und lernen gleichzeitig ihre Rechte kennen. Das ist natürlich ein Tropfen auf den heißen Stein.
Wenn es schon für dich Raul schwierig war einen Kindersitz zu bekommen, wie sieht es mit Brillen und Rollstühlen aus?
Der Kindersitz war wirklich ein Problem, das wir aber auch gemeistert haben. Familien in Bangladesch benutzen selbst in größeren Städten einfach keine Kindersitze. Es gibt keinen Bedarf. Das sieht bei Brillen und Rollstühlen ganz anders aus und ist ähnlich unproblematisch wie bei uns in Deutschland.
Was ist das Augenscheinlichste auf der Straße, in der Werbung und TV?
Auf der Straße ist das ganz klar der Verkehr. Die Staus sind riesengroß, Verkehrsregeln scheint es nicht zu geben. In der Werbung und im Fernsehen wird wie überall auf der Welt Konsum groß geschrieben. Vor allem Kosmetikprodukte werden stark beworben.
In welchen Kasten leben die Menschen, die wir treffen?
Es gibt in Bangladesch offiziell keine Kasten. Der Grund: rund 95 Prozent der Menschen in Bangladesch sind Muslime und der Islam verbietet Kasten. Das Kastensystem rührt aus dem Hinduismus und weil diese Glaubensrichtung auch in Bangladesch zu einem kleinen Teil vertreten ist, kommt es regelmäßig zu Spannungen zwischen Muslimen und Hinduisten.
Wie verkraftest du, Raul, die Reise? Ist das nicht mörderisch anstrengend?
Die Reise ist wirklich ziemlich anstrengend. Wir besuchen 2-4 Stationen am Tag und sitzen sehr viel im Auto. Das ständige Ein- und Aussteigen und die damit verbunden Temparaturschwankungen sowie der chronische Schlafmangel machen sich bei mir an den letzten Tagen echt bemerkbar. Heute nahm ich meine erste Extraration Elektrolyte um nicht schlapp zu machen.
Wofür bist du dankbar?
Die Erfahrung ist unbezahlbar. Ich glaube ich bin noch nie so schnell und so intensiv in ein Land mit seinen Menschen und (essentiellen) Problemen eingetaucht. Das ist eine Reise, die ich nie vergessen werde. Ich werde dem Land ewig verbunden bleiben.
Was nimmst du mit?
Die Erkenntnis, dass Besitz und Geld nicht alles ist, um glücklich zu sein. Ich habe so willensstarke und lebensfrohe Menschen getroffen, die das beste aus ihrer Situation machen und sich nicht aufgeben. Davon versuche ich mir ein bisschen abzuschauen.
Was hat dich geärgert?
das steht im nächsten Blogartikel 🙂



2 Antworten zu “Eure Fragen, unsere Antworten. #cbmbd14”

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