#BarrierenBrechen – Auf die Barrikaden, damit sie einstürzen!

Dies ist ein Aufruf. Halten wir mit dem Inklusionsgerede mal inne: Entweder wir beginnen den Umbau der Gesellschaft aktiv selbst – oder wir können uns das alles sparen. Darum sammeln wir jetzt aus der Community Vorschläge für Barrieren, die wir gemeinsam eine nach der anderen abbauen wollen. Denn wir wollen nicht mehr auf andere warten.

Schluss mit dem Drehen im eigenen Kreis. Schluss mit den hehren Worten. Ich will nicht mehr. Seit Jahren rede ich mir den Mund fusselig und mir geht es dabei um Menschenrechte: Vermeintlich allen ist klar, dass die auch für Menschen mit Behinderungen gelten. Oder wenigstens in Zukunft gelten sollen. Aber tun sie das? Die Schönwetterreden, in denen das Miteinander mal gepriesen, mal angemahnt wird, kann ich nicht mehr hören, denn meine Bilanz der letzten zehn Jahre sieht so aus: Außer Spesen nix gewesen, außer Beschwörungsformeln kein spürbarer Abbau von Diskriminierungen. Immer noch leben wir in einem Deutschland mit zahllosen Orten und Dienstleistungen, die vielen Menschen unzugänglich sind, weil sie von Barrieren ausgeschlossen werden. Manche Bereiche und Verantwortliche unserer Gesellschaft verbarrikadieren sich gar. Wir leben immer noch in einem Deutschland, in dem die meisten Menschen mit Behinderung isoliert und in sklavenhafte Arbeitsverhältnisse gesteckt werden und man ihnen zu verstehen gibt, es sei gut so, wie es ist. Fragen, was sie selbst denn wollen und zuhören, was sie antworten, will aber niemand. Denn es macht Arbeit, kostet Geld und würde irgendwie bewährte Denkmuster in Frage stellen. Niemand will verantwortlich sein. In den Jahrzehnten dieses Aneinandervorbeilebens haben sich Rituale gebildet, bei denen Leute ohne Behinderung ein bevormundendes Verhalten als selbstverständlich und notwendig verteidigen und in denen Leute mit Behinderung sich diesem Zustand hingeben (müssen und manchmal auch lassen), sich nicht trauen diesen Zustand anzuzweifeln oder es wagen über die inneren und äußeren Barrikaden hinweg zu sehen.

Wir sind in Zonen eingerichtet – gemütlich, aber nicht gut

Auf dem Papier stehen viele Verpflichtungen, doch eine echte Kehrtwende ist nicht in Sicht. Wir müssen also handeln. Informationskampagnen, all die hübschen Plakate voller Verständnis und des “Awarenessraisings” sind Mittel von gestern, sie beschwören letztendlich nur den Status quo: Denn wer Dinge daherredet wie: “Zuerst müssen die Barrieren im Kopf sinken”, verschiebt Veränderungen auf den Sankt-Nimmerleinstag. Ein Gegenbeispiel: Die Umweltbewegung. Veränderungen gab es dann, wenn nicht nur nette Filmchen gedreht wurden, sondern dort, wo entweder Konflikte auf offener Straße ausgeführt wurden oder wo die Politik harte Grenzen gesetzt hat. Selbstverpflichtung und eigene moralische Geißelung bringen nichts. Genau so ist es auch mit der Inklusion: Erst wenn Menschen zusammengeführt werden, sie an einem Tisch sitzen und sie sich gegenseitig begegnen, miteinander lachen, streiten und voneinander lernen können, beginnen Veränderungen. Da muss vorher nichts im Kopf entstehen. Das passiert bei der Begegnung ganz von allein. Aber um diese Begegnung zu ermöglichen, muss der Zugang zum Raum zuerst barrierefrei sein!

Freiwillige Selbstverpflichtung hat noch nie funktioniert

Wir haben zwei Forderungen: Die Bundesregierung muss endlich die Werkstätten für Menschen mit Behinderung kritisch evaluieren und auf ihren Gesetzesauftrag hin prüfen: ob sie wirklich die Leute fit für den Arbeitsmarkt machen. Und ja, die Unternehmen auf dem sogenannten 1. Arbeitsmarkt sollen sich nicht länger der Verantwortung entziehen. Die Ausgleichsabgaben müssen empfindlich erhöht werden, denn Werkstätten sind nicht Teil einer Lösung, sondern Teil des Problems. Für Menschen mit Behinderung bedeutet dies einen Ruck heraus aus der vermeintlichen Wohlfühlzone. Es wird Niederlagen und vielfaches Scheitern geben, aber der Weg, aus diesem zu lernen, ist der richtige. Wir brauchen mehr Risiken, mehr Rücken- und Gegenwind, einfach Wind! Das ist unsere erste Forderung, sie richtet sich an die Politik. 

Die zweite Forderung hat uns Menschen mit Behinderungen selbst zum Adressaten: Wir müssen das Zepter in die Hand nehmen, wenn es um unsere eigenen Belange geht. Wir haben die Expertise, wir wissen aus erster Hand, was fehlt und was oder wer uns daran hindert, das zu erreichen. Setzen wir uns daher selbst ans Werk, anstatt weiterhin Sonntagsreden zu akzeptieren. Lassen wir nicht mehr zu, dass über unsere Köpfe hinweg geredet und entschieden wird. Werden wir laut, indem wir konkret handeln und Barrieren abbauen.

Schaffen wir selbst Barrieren ab, Stück für Stück!

Allein das Geld für nette Verständniskampagnen könnte sinnvoller in konkrete Zugänglichkeit gesteckt werden – damit schaffen wir echtes Miteinander. Die Welt werden wir nicht an einem Tag retten, aber fangen wir doch bitte damit an…

Schickt uns eure Ideen, Anregungen, Vorschläge! Welche Rampen braucht es wo, die nachhaltig bleiben? Welche strukturellen Prozesse braucht es, um mehr Teilhabe zu ermöglichen? Welche Produkte für den Alltag, welche Rechtsänderungen? Wo wird euch verwehrt, genauso wie alle anderen mitmachen zu können? Welche Barriere ist euch schon länger ein Dorn im Auge? Wir müssen das sammeln und wir kümmern uns dann auch Schritt für Schritt darum, diese Barrieren mit euch allen abzubauen.

Dafür brauchen wir Euch!

  • Wir fragen alle, was sie/er beitragen kann um das Problem zu lösen.
  • Das Ganze wird in den Sozialen Medien begleitet und regelmäßig berichtet.
  • Dabei gehen wir vor wie Unternehmensberater*innen: Wir teilen die Probleme in kleinere Pakete, definieren numerische Ziele, um den Fortschritt sichtbar zu machen.

So bauen wir ein Netzwerk auf, welches handelt. Inklusion kostet Geld und muss verpflichtend sein. Wir machen uns derweil selbst auf den Weg. Legen wir los!



25 Antworten zu “#BarrierenBrechen – Auf die Barrikaden, damit sie einstürzen!”

  1. Guten Tag, danke Raul Krauthausen für den Beitrag. Es wird eine inklusive Dokumentation von Geschichte gebraucht, Datenbanken, Archive, das wurde mir schnell klar, als ich noch einmal über die Märzgefallenen von 1848 las, da gab es das nicht und heute weiß keiner so ganz genau, was die Barrikadenkämpfer damals wollten. Leider wird Dokumentation, trotz Social Media, immer kleiner geschrieben, Bundestagsdebatten finde ich nur fragmentarisch wieder, wer nicht hören kann, muss sich mit den ersten Stunden im Berliner Abgeordnetenhaus begnügen, und findet barrierefreie und vollständige Archive wahrscheinlich gar nicht und hat dann von vornherein Nachteile, wenn er, sie Historiker, Journalist oder auch Lehrer werden wollte.
    Auch wird immer häufiger, wohl aus Kosten- und Zeitgründen auf Zusammenfassungen Dritter gesetzt, als auf Zeitzeugenberichte, die im Original aufgezeichnet und für die Archivierung verschriftlicht werden, ich sehe darin ein großes Problem für die Geschichtsschreibung.
    Antidemokraten, Inklusionsgegner, wollen genau das, Geschichte so erzählen, wie es ihnen gefällt, ihnen gefallen deshalb jegliche Formen von Barrieren, die es Demokraten und Inklusionsfreunden ermöglichen, Geschichte mit zu erzählen, zu dokumentieren, zu archivieren.
    Ein Projekt kann ich nicht starten, denn ich kann nur selbst schreiben, für mehr reicht es nicht, was an einer „Barriere“ in mir drinnen liegt, die ich weder niederreißen könnte, auch nicht, wenn ich wollte.
    Manche Barrieren gehören zum Leben dazu, andere können/müssen weg.
    Die Dokumentations- und Archivierungsbarriere kann, muss weg.

  2. Du fragst nach Barrieren, die wir abbauen wollen. Manche Barrieren entstehen schlicht dadurch, dass man sie nicht sieht. So ist es z. B. mit Stufen. Die einen können sie nicht bewältigen, weil sie rollend unterwegs sind, der Rest stolpert oder fällt, weil er sie oft nicht wahrnimmt. und Warum? Weil sie oft Ton in Ton verbaut sind oder so wenig Kontrast aufweisen, dass sie nicht gut wahrgenommen werden. Würde man aber Treppen markieren wäre schon vielen geholfen. Damit verschwinden die Barrieren nicht, aber man fällt auch nicht über sie oder runter.
    In Hamburg haben wir am 6. Juni, ich glaube vor 2 Jahren, in der Nähe des Hamburger Rathauses in einer Aktion Stufen markiert. Es war sehr erfrischend wie viele vermeintlich normalsehende sehr froh darüber war. Aber leider mussten wir diese Markierung wieder entfernen.

  3. Ich bin erleichtert, dass erkannt wurde, dass der passive, den Nichtbehinderten bei der Inklusionswurschtelei zuschauende, Weg verlassen werden soll und man als behinderter Mensch aufgefordert und mitgerissen werden soll, selbst aktiv zu werden und seine gewünschte Umwelt mitzugestalten. Nur das kann der Weg sein- aus der Unmündigkeit in das eigenverantwortliche Handeln hinein. Ich habe nur das eine Leben und das will ich nicht damit zubringen, in einer Umwelt zu leben, die nur mangelhaft darauf eingerichtet ist, dass es mich gibt.

  4. Guten Tag, Raúl Krauthausen! Es ist ein sehr guter Beitrag. Vor allem müssten auch die KK in die Pflicht genommen werden, und Menschen im Rollstuhl die Transportkosten in andere Bundesländer zu bezahlen, wenn es in dem jeweiligen Bundesland keine barrierefreien Fachärzte gibt. Ich lebe in Thüringen und habe nun schon fast 3 Jahre kaum Fachärzte, bzw. kaum eine adäquate fachärztliche Behandlung und dadurch verschlechtert sich mein Gesundheitszustand von Jahr zu Jahr immer mehr. Meiner KK ist das bekannt, aber die interessiert das nicht. Ich muss alles mit Anwalt durchsetzen, was eben langjährig und langarmig ist. Viele liebe Grüße von Birgit Amrey

  5. Ich versuche mich kurz zu fassen:
    Beispiel Berlin:
    Arztpraxen sind oft nicht im Erdgeschoss und haben auch keinen Aufzug. Bei der Auswahl meiner Ärzte muss ich schauen, welche Arztpraxen überhaupt zugänglich sind.
    Zahlreiche U-Bahnhöfe haben noch keinen Aufzug (trotz langjähriger Versprechen).
    Viele Clubs, Theater, Kinos, Bars, Cafes, Restaurants sind mit Elektrorollstuhl oft bestenfalls im Sommer (d.h. im Außenbereich) möglich. Mit einem Aktivrollstuhl geht mehr, wenn man zwei-vier tatkräftige Freunde/ Fremde mit dabei hat.
    Deutschlandweit:
    Reisen mit der Bahn
    Nichts für spontane Unternehmungen, hoher Planungsaufwand, trotzdem unzuverlässig
    Hotels etc. Buchen: Informationen über Barrierefreiheit oft nicht zuverlässig, d.h. wieder hoher Planungsaufwand.

  6. Hallo Leser,
    leider musste ich selber feststellen, dass Menschen mit Handicap kein Interesse haben sich für Veränderungen einzusetzen. So war bei mir vorkurzem eine Veranstaltung mit Einbeziehung der Bürger zu einer Gestaltung eines Platzes mit Brunnen ausgerufen. Es kamen viele Anwohner und ich als einziger im Rollstuhl. Das wunderte mich sehr. Sehe ich doch täglich viele Rollstuhlnutzer und Rollatornutzer in meinem Viertel.
    Ich brachte mich und meine Erfahrungen ein, was den Projektverantwortlichen sehr Recht war.
    Seit geraumer Zeit setze ich mich an meinem Ort für die Anschaffung des Kopfsteinpflaster in unserer Fußgängerzone ein. So habe ich einen Bürgerantrag an die Stadt gestellt und diese muss sich jetzt darum kümmern. An meiner Seite ist die Presse. Die berichtet recht häufig über meine Aktionen und so bleiben die Themen in den Köpfen.
    Etwas zu erwarten, wenn man auf etwas wartet, dauert oft zu lange oder es passiert nichts. Darum sich selber motivieren und versuchen Änderungen herbei zu führen.

  7. Hallo,
    um weitere Barrieren abzubauen, kann ich mir vorstellen, dass es wichtig ist, mehr nach außen zu gehen. Ich meine, dass es schon ganz früh zu Aufklärung über verschiedene Handicaps kommt.
    Sichtbare und nicht sichtbare Beeinträchtigungen sollen verdeutlicht werden, um keine Vorurteile zu wecken.
    Auch in der Versorgung von Menschen mit Therapieplätzen, um effektiver am Leben teilnehmen zu können, sollte sich maßgeblich verändern, um nicht über lange Zeit darauf warten zu müssen.
    Bundesweit breit angelegte Kampagnen, die verdeutlichen, wie Menschen mit und ohne Beeinträchtigung miteinander leben können, wie glücklich sie sein können. Damit erklären, wie schwierig der Umgang mit Barrieren sein kann.
    Viele Grüße Monika Hahn

  8. Guten Morgen Raul Krauthausen, gerne bin ich heute noch einmal hier, es geht ums Wählen, das schönste, das wichtigste Tun in einem demokratischen Rechtsstaat, der Mensch wird zum Bürger durch sein Wahlrecht, durch sein Recht, seine Stimme mitzählend abzugeben, geheim, in Frieden, unversehrt. Das bedeutet aber auch, dass der Mensch vorab informiert wird, die Meinungen der Kandidaten kennt, weiß wo und wann es Zeit wird, die Wahl vorzunehmen und auch wie.
    Thüringen ist nicht „scheißegal“, Thüringen ist überall und ich stehe heute da, und bin noch immer platt, dass Thüringen Mittwoch gewählt hat, war doch Mittwoch oder? Selbst der Wahltag will mir kaum im Gedächtnis bleiben, ich bin an Sonntag gewöhnt, weil da auch die meisten Menschen frei haben, man muss ja frei haben zum Wählen, sonst geht es ja kaum, außer man nimmt Urlaub dafür. Ich lese viel online Nachrichten und war 100 % überrascht, dass Thüringen auf einmal gewählt hatte, wie im Kino war das, ich dachte erst es wäre eine Aktion von „Zentrum für politisches Chaos“, ich musste mich kneifen, war das wahr, was sich da anbot an Alternative? Ich hoffte dann, irgendwer würde ein Machtwort sprechen, insofern als die Wahl in ihrer Vorbereitung, in ihrem Ablauf entlang der Statuten überprüft würde, denn nur dann könnte ja die Wahl an sich angezweifelt werden – aber nichts damit, die Bundeskanzlerin kommt als CDU-Politikern auf Hausbesuch, der frisch gewählte Ministerpräsident will es erst sein, dann nicht sein, dann doch sein, es gehe um eine Bundesratssache doch auch, irgendwie, da bräuchte man kurzfristig einen Ministerpräsidenten – also, wer, wenn nicht er??
    Wie wurde überhaupt gewählt in Thüringen, analog oder digital? Eine Stimme Vorsprung habe Thomas Kemmerich gehabt, sicher, dass man sich nicht verzählt, verdaddelt haben kann – was sagt die Wahlkommission?
    „Wa Wa Wa Wa Wa Wa Wa Wahlüberfall“ kann ich da nur sagen. „Das Böse ist immer und überall“ (Erste Allgemeine Verunsicherung, Banküberall, hier leicht abgeändert)
    Das Chaos muss weg und zwar schnell, um die bösen Dämonen los zu werden, dazu hat Malte Lehming im Tagesspiegel geschrieben, später am Tag kommentiere ich gerne auch dort.
    Besten Dank schon einmal, Raul Krauthausen, für den Beitrag, den Foristen für Ihre Anregungen – die Barrieren müssen weg.
    Ein gutes Wochenende

  9. Guten Morgen Raul Krauthausen, anlässlich meiner gestrigen und heutigen Schwierigkeiten bei Social Media, Barrieren sind es, fürwahr, melde ich mich noch einmal hier. Gestern ging es nachmittags etwa los, dass die Kommentarfunktion beim Tagesspiegel nicht mehr funktionierte, wie der Tagesspiegel bzw. deren Community mit mitteilte, ging das wohl nicht nur mir so. Seit heute morgen – ich änderte auch das Passwort, geht es wieder. Beim Tagesspiegel also keine Barriere, die wirklich nachhaltig wäre.
    Heute früh war es aber auch so, dass ich prompt bei Twitter nicht mehr rein kam. Ich wurde zwar früher schon nach meiner Handynummer gefragt, gab ich aber alternativ meine Festnetznummer ein, war das auch ok, ich konnte mitmachen bei Twitter. Damit ist´s nun vorbei und da habe ich es mit einer Kaufbarriere zu tun, denn ich lehne es ab, mir von Twitter einen Handykauf aufzwingen zu lassen. Ich brauche kein Handy, ärgere mich jedes Mal, wenn Menschen, die ich analog treffe, was selten genug ist, dann mit dem Kopf über dem Handy hängen – kurz: Kein Kaufbegehr auf meiner Seite. Jetzt geht die Welt nicht unter, wenn ich auf Twitter verzichte, würde aber Twitter seine Marktmacht weiter ausbauen, seine Verkaufstentakeln z. B. auch Richtung yahoo, Google, ARD etc. ausstrecken, könnte es passieren, dass ich irgendwann gezwungen wäre, alle Produkte zu kaufen, die Twitter an mich loswerden wollte, ich müsste, um mich öffentlich informieren zu können, eventuell ständig was kaufen müssen – ein Nachrichtenmonopolist hätte mich im Extremfall am Nachrichten- bzw. Handygängelband. Das darf nicht passieren!

  10. Guten Tag Raul Krauthausen, ich möchte aus gegebenem Anlass noch einmal Bezug nehmen auf meinen Vorschlag vom 11. Januar 2020, die Datenbanken zur Geschichte betreffend. Ich habe etwas für einen Tagesspiegel Beitrag über Eduard von der Heydt gegoogelt und fand seinen Namen auch bei „Lost Art“ unter „Beteiligte Privatpersonen und Körperschaften am NS-Kulturgutraub“. Das heißt, es ist nicht etwa, verlorene Kunst aufgeführt, sondern es wird ein Mensch beleuchtet, es werden auch Quellenhinweise angegeben unten drunter:
    „Lit.: Sabine Fehlemann und Rainer Stamm (Hgg.), Die Von der Heydts. Bankiers, Christen und Mäzene, Wuppertal 2001; Francesco Welti, Der Baron, die Kunst und das Nazigold, 2008 Qu.: ALIU, Final Report, 132“
    Sowas meine ich nicht mit meinen Datenbanken, ich möchte, dass diese jedem Menschen die gleiche Sorgfalt erweisen und es geht mir nicht um Beschuldigungen, sondern um Erkenntnisgewinn.
    Auch fände ich es nicht gut, wenn Datenbanken zu Autoren nach „Ankläger“ und „Verteidiger“ gewertet würden, Datenbanken sollten Daten neutral, fair und für jeden lesbar anbieten, auch bei Social Media, sie dürfen niemandem wehtun, keinem Lebendem und keinem Toten. Andernfalls wären die Datenbanken selbst Barrieren.

  11. Guten Morgen Raul Krauthausen, dank des Checkpoints von Lorenz Maroldt vom Tagesspiegel bin ich noch einmal hier – gestern nach Lesen des Interviews mit Bodo Ramelow im Tagesspiegel, ging ich ins „Thüringer Viertel“, da muss ich heute noch einmal hin, ich habe vergessen zu notieren, wer auf dem Friedhof liegt – „Budil“, der Friedhof hat auch ein Tor, aber durch das kann man weder gehen noch fahren, es ist nur so da, dahinter die Erde höher, als von der Straße – eine Schwelle, auch so kann man Friedhöfe leerer machen, jedenfalls einseitig, von der Rückseite geht es ohne Hürde rein.
    Vom Bahnhof Lichterfelde-Ost, West-, Süd, fehlt viel Geschichte, bei Süd das ganze „Bild“, auch Lücken können Schwellen sein. In Bad Salzungen, wo ich letztes Jahr noch war, gibt es einen schönen sanierten Bahnhof, mit Treppe, kein Witz, für den, der rein will. Und: Man darf ja auch nicht überall genau gucken, ich wollte nur wissen, ob meine Freundin, mit der ich dort verabredet war, schon vorgesprochen hätte, da wurde ich beschimpft, ich solle vom Rasen gehen, man hätte geschlossen, wegen der Pandemie. Ich antwortete: Das wusste ich nicht, es sitzen ja Gäste auf der Terrasse, da dachte ich, es wäre offen.
    „Das ist Personal“, erklärte der aufgebrachte Herr. Sehr unfreundlich.
    Aber Thüringen ist überall, letztens in der Kleingartenkolonie hinter dem Otto-Lilienthal Denkmal ganz ähnliche Szene. Ich laufe, vor mich hin spazierend, vollkommen arglos an der Dunlop-Werbung vorbei, biete rechts ab, will am italienischen Restaurant vorbei, da hatte ein Herr mit weißem Cäppi denselben Charme – „Was machen Sie da?“ herrschte er mich an. „Ich spaziere“, sagte ich. „Aber nicht hier“, kam es in scharfem Ton zurück. Mit dem Zeigefinger dirigierte der Herr, wo ich lang solle. Als ich mich entfernte, knurrte er noch ein „der ist auch nicht mehr zu helfen“ hinterher.
    Wie will man da barrierefrei forschen, gucken, knipsen?
    Gegenwart wird irgendwann Vergangenheit, barrierefrei wird sie zur Geschichtsschreibung, mit Barrieren zur Geschichtslücke, und es ist die Frage, inwieweit diese Gegenwartslücken und Geschichtslücken die Verstecke von Rechten sein können. Ihre Opfer bleiben teilweise auch verborgen. Ich habe den Verdacht, dass Kurt von Schleicher so jemand sein könnte, schon deshalb, weil seine Herkunft verwischt ist, in der Geschichtsschreibung.
    Die Spinnstofffabrik Zehlendorf Aktiengesellschaft – Schwarza war überall.
    Später gerne dank Tagesspiegel weiter zu „Kurt von Schleicher“ und was wird mal aus Sebastian Haffners Andenken?
    Besten Dank Raul Krauthausen für den inspirierenden Beitrag und das schöne Forum.

  12. Guten Tag, besten Dank Raul Krauthausen und Ann-Kathrin Hipp vom Tagesspiegel Checkpoint, die einlädt, auf wichtige Themen für „Spitzenkandidat:innen“ hinzuweisen, deshalb gerne noch einmal hier.
    Barrieren über Barrieren. Ich fahre selten mit der S-Bahn in Lichterfelde-Ost, weil ich meistens spaziere, heute aber war ich müde am Ende meiner Tour, ich hatte den ganzen Friedhof Lankwitz nach „Budil“, Dipl-Ingenieur abgesucht – gestern war er doch noch da…, fand ihn aber nicht wieder. Ein freundlicher Senatsmitarbeiter, der gärtnerte auf dem Friedhof ging los, nach der Liste sehen, kam aber ohne Erfolg zurück, ich gab dann erst einmal auf, fand zufällig ein Grab von „Otto Lilienthal“ – man müsse Opfer bringen steht darauf, es ist eine Art metallischer „Kriegssargdeckel“, sehr solide mit Eichenlaub und neben diesem auch „Agnes Lilienthal“ – wer ist dieser „Otto Lilienthal“ gewesen? Digital habe ich dann auf dem Parkfriedhof Lichterfelde nachgesehen, wo ich Gustav Lilienthal finde, „Otto“, den Flugpionier, Gustavs Bruder nicht, dieser sei in Lankwitz zu finden, wo aber das von mir gefundene Grab ein anderes Geburtsdatum zeigt. Das ist schon nicht so einfach alles, und es wäre schön, wenn es so einfach wäre wie auf dem Pere La Chaise Friedhof in Frankreich z. B. Es geht aber auch darum, ob nicht Menschen damals wie heute systematisch vergessen oder „verlegt“ werden. Bei mir steht die Friedhofsbelegung und die Erinnerungspolitik unter Antisemitismusverdacht, nicht, weil ich denke, dass dies viele Menschen so machen oder wollen, ich denke vielmehr, dass sich hier etwas fortsetzt und durchzieht mit Hilfe eher weniger, was einfach nach dem Zweiten Weltkrieg keiner kritischen Prüfung unterzogen wurde und wenn, dann nicht kritisch genug.
    Die Lebenden müssen/wollen von A nach B. Ich wollte von Lichterfelde-Ost nach Lichterfelde-Süd und realisierte, da sind zwei Bahnsteige, einer ist nur über eine Treppe erreichbar, der andere hat einen Aufzug. Ich musste den Aufgang ohne Aufzug nehmen, Raul Krauthausen hätte nicht mit gekonnt von hier, das ist das eine.
    Es trifft die Fahrgäste und Mitarbeiter/-innen, die solche Orte nicht erreichen, Orte, die Barrieren aufweisen und es trifft die Bewohner selbst, weil es schwieriger ist, sie zu besuchen. Und auch hier muss hinterfragt werden: Welche Orte trifft es warum? Ich habe auch hier einen Diskriminierungsverdacht mit antisemitischer Tönung, das muss weiter erforscht werden, wofür Mittel und Leute gebraucht werden – noch so eine Barriere.
    Die „Hardware“ muss barrierefrei werden, die „Software“ auch und das Forschen muss barrierefrei möglich sein – dann ist es an sich nicht schwierig, Inklusion zu leben, ohne Neonazis.
    Ich kommentiere weiter dank Tagesspiegel. Besten Dank noch einmal Raul Krauthausen.

  13. Ich habe jetzt versucht heraus zu finden, ob es zwei Otto Lilienthal gäbe, oder ob der Otto Lilienthal in Lankwitz derselbe ist wie der Otto Lilienthal, dem das Denkmal in Lichterfelde-Süd gewidmet ist. Dank Otto-Lilienthal-Museum Anklam sieht es so aus, als sei Agnes Mathilde Lilienthal, geborene Fischer aus Loßnitz bei Freiberg, die Ehefrau Otto Lilienthals am 8.Mai 1857 geboren worden und am 18. Dezember 1920 in Berlin-Lichterfelde gestorben. Ich habe das auf meinem Notizzettel, der schon recht voll war, vielleicht falsch zugeordnet, das täte mir leid.
    Aktuell scheint unklar, woran Patienten im Zusammenhang mit der Coronapandemie genau sterben, der Fall Dana Ottmann, von dem der Tagesspiegel berichtet, zeigt das.
    Nun habe ich dank des Museums in Anklam auch Kinder gefunden, da möchte ich zunächst weiter sehen, aber ich finde dort Gustav Lilienthal wie weitere Geschwister nicht. Nun kann man fragen: Geht denn der „Familienstammbaum“ jeden etwas an? Ich finde, da es darum geht Todesursachen und Todeszahlen zu ermitteln, die jeden Menschen betreffen können, ist es ein dringendes öffentliches Interesse in Bezug auf Dana Ottmann und es ist auch ein dringendes öffentliches Interesse in Bezug auf die historisch beschriebenen Todesursachen und -zahlen, auf die sich gegenwärtige Einschätzungen stützen bisher.

  14. Ich habe Gustav Lilienthal übersehen beim Otto-Lilienthal-Museum, mein Fehler, ich sehe oft Sachen direkt vor mir nicht, er hat, einen extra Platz mit viel Text erhalten. Ich wüsste aber gerne auch zu den anderen Familienmitgliedern die Lebensläufe.

  15. Es fehlt die Vernetzung von Museen, über Landesgrenzen hinweg, das Otto-Lilienthal Museum in Anklam hat viele Informationen zum Leben der Brüder Lilienthal, mir werden manche Fragen beantwortet, z. B. zu Brasilien und ich finde auch die Geschichte bezüglich Adlershof sehr aufschlussreich. Das Technikmuseum Berlin, das Flugzeug dort, das wusste ich nicht, dass es von den Brüdern oder von einem Lilienthal entwickelt worden wäre. Das ist ja inspirierend.
    Noch ein Beispiel, Otto und Johann Unverdorben. In Dahme, Brandenburg, wird Otto Unverdorben ausführlich beschrieben, es gibt den Namen an Schulgebäuden, ein Buch, eine Unverdorbengasse mit einer Erklärung: „Otto Unverdorben 1806 bis 1873 entdeckte 1826 das Anilin in Dahme. Dies war der Weg zu seinem Weinberg. In der Giesensdorfer Str. beim Barnackufer steht eine Villa mit einer Erklärung, die besagt, Johann Unverdorben habe die Villa 1906 erbaut, die Familie habe bis 1945 dort gelebt und eine Druckerei betrieben, die u. a. den Lichterfelder Anzeiger herausgegeben habe. 1936 wurde hier auch die Liste „Reichsbund ehemaliger Kadetten, abgeschlossen am 20. Juni 1936, Druck: J. Unverdorben und Co. Buchdruckerei und Verlag Berlin-Lichterfelde-Ost, Giesensdorfer Str. 29“ hergestellt, Ehrenführer Hermann Göring, der ehemalige Kadett Kurt von Schleicher war nicht aufgeführt, der war bereits ermordet worden – eine Suchliste war es wohl eher – warum werden die Unverdorben in Berlin verschwiegen? Ich muss einen Antisemitismus-Verdacht erwägen, schon wegen des Namens und der Verschwiegenheit.
    Das ist immer noch die Mauer, oder. Und sollte dies der Grund sein? Mensch, Mensch, Mensch. In Freiberg gibt es einen Friedhof, den Donatsfriedhof, drei Pelikane im Nest sehe ich am Eingang oben im Dach, drei Pelikane verwendete auch der B.G. Teubner Verlag Leipzig für sein Markenzeichen.
    Darin wird ein Buch zitiert über Thüringen, verlegt in Berlin.
    Für heute ist es gut. Damit geht es morgen weiter. Das ist aber eben der Grund, weshalb es eine egalitäre Vernetzung gebraucht, ich sehe das nur sehr mühsam, es ist zu dringlich, als das jeder Interessent die Sucherei immer wieder aufs Neue beginnen müsste, das ist nicht konstruktiv und es sterben zu viele Menschen weiterhin unnötig.
    Besten Dank Raul Krauthausen für den Beitrag, das Forum, dem Tagesspiegel für die Beiträge von heute, allen Geschichtsarbeiter:innen, die mir immer so schön helfen, ob groß, ob klein, alt, jung, vom Bau, aus der Uni – alle helfen mir und das ist schön.
    Einen schönen Montag noch. Bis morgen. Ich freue mich auf die „Handgepflückten“ dank Raul Krauthausen und den Tagesspiegel Checkpoint dank Tagesspiegel, heute von Lorenz Maroldt.

  16. Guten Morgen Raul Krauthausen, dank Tagesspiegel Checkpoint von Stefan Jacobs und dem Tagesspiegel Beitrag zur Todesliste, die via Telegram verteilt worden sei und Namen von Bundestagsabgeordneten enthalte, komme ich gerne noch einmal auf Ihren erhellenden Beitrag zu den Barrieren zurück.
    Manche Barrieren sehe ich, manche nicht auf Anhieb. Das veränderte Infektionsschutzgesetz wurde in namentlicher Abstimmung beschlossen, also eben nicht anonymisiert, wie man das auch machen kann, wenn es keinen gegenläufigen Antrag gibt, entweder von einer Fraktion oder von einigen Abgeordneten. Offenkundig gab es einen solchen Antrag, was ja legitim ist, so kann man das nun einmal machen.
    Bloß: Warum wurde eine namentliche Abstimmung gewollt?
    Jetzt gibt es prompt Missbrauch an einer Namensliste, das ist jetzt nicht das Protokoll zur namentlichen Abstimmung? Oder doch? So eine Ergebnisliste könnte leicht fotografiert sein und dann widerrechtlich gestreut, vor allem, da es ja in letzter Zeit immer mal wieder vorkommt, dass Unberechtigte im Parlament filmen und dokumentieren. Die Liste dient natürlich, wie schon so viele Listen, der Einschüchterung. Anstatt jetzt zu meinen, man müsse Nachrichten besser verstecken, wie es ja leider auch meine Parteikollegen via Telegram getan haben – ich habe das nicht verstanden, wo da der allgemeine Sinn liegen soll – ist Transparenz nötig, vor allem Transparenz in Bezug auf die Frage: Wer will hier Politik über Todesdrohungen machen, wer ist es? Der Kreis der Hauptverdächtigen dürfte nicht allzu groß sein. Ein Fall für die Justiz, nicht für mich. Aber die Geschichte ist ein Fall für mich, als ich 12 Jahre alt war, kamen zwei Bücher heraus, mein Schulbuch – ohne Feuermelder von Oskar Schöppe, und ein Ausstellungskatalog mit „monströs missgebildeten Zitronen“ – damals ahnte ich nichts vom lebensfeindlichen Kulturkampf – heute schon eher. Eine Bildungslücke monströsen Ausmaßes – manche nutzen das aus, mit lebensgefährlichen Drohungen, die Leistungen jüdischer Mitmenschen wurden weder integrativer Bestandteil meiner Geschichtsbücher in der Realschule, noch wurden sie im Ausstellungskatalog zu Preußen irgendwie erwähnt.
    Inklusion ist aber kein Spiel, wo man mal, je nach politischem Willen oder Kulturempfinden, Leute raus und rein schreibt in die öffentlichen Bücher, Menschen jüdischer Herkunft wurden aus meinen Büchern meistens ausgeschlossen, das sah ich aber nicht, denn Juden kamen schon vor, aber nur als Opfer, nie als Macher, egal ob in Preußen oder der Bundesrepublik.

  17. Guten Morgen Raul Krauthausen, gerade las ich einen Tweet dank Franz-Josef Hanke, Großbritannien und Portugal zeigen, wie gefährlich die „Delta-Variante“ ist, und so ist es auch. Man könnte also von Großbritannien und Portugal lernen. Portugal wird „dicht gemacht“ am Wochenende, darüber schreibt der Tagesspiegel, Großbritannien bleibt „offen“ und „wir“ auch – es geht hinaus in die Welt, denn die Lockerungen muss es jetzt ja erst einmal geben, wie letzten Sommer, im Herbst wird es, ich befürchte es schon, auch wieder wie im letzten Herbst.
    Impfstoff ist nicht genug da, aber hey! Du kannst auch ohne reisen, Test genügt. Ich bin das leid! Und ich möchte auch wissen, welche Ursache das Virus denn nun hat – wer weiß? Vielleicht ist es doch das Kühlhaus und nicht der Mensch an sich?
    Der Wunsch nach Erkenntnis scheint weit nach hinten verschoben, was das Erkennen des Virus angeht, warum ist das so?
    Ich mag nicht mehr länger Versuchsperson einer Viruskurve sein, deren Anfang keiner so genau kennt.
    Schluss damit!
    Einen schönen Samstag.

  18. Guten Tag Raul Krauthausen, ich komme aus Steglitz zurück und habe gerade eine Barriere abgebaut, nur dass ich kein Foto mit habe, wegen der Barriere. Akku leer an der neuen Kamera, der Akku passt aber nicht in die alte Ladestation, also wieder mal zum Geschäft. „Das macht man heute nicht mehr mit Ladestation, es reicht, die Kamera mit einem Kabel zu verbinden“. „Mit welchem Kabel“? fragte ich. „Mit dem Kabel, welches im Lieferumfang enthalten ist“, sagte der Verkäufer. „Kann sein, dass da ein Kabel war, aber wo schließe ich es denn an?“ fragte ich. „So, wie Sie Ihr Handy anschließen.“ „Ich habe kein Handy“, sagte ich. „Ach so“ sagte der freundliche Verkäufer und zeigte mir, um welches Kabel es gehe. „Dann kaufe ich das“, sagte ich. „Ich möchte auch noch eine SD-Karte mitnehmen“, sagte ich. „Ist diese passend“? „Ja“, sagte der Verkäufer, „aber sie können auch eine größere nehmen.“ „Och gut“, sagte ich. „D. h. nicht gut, die Karte muss in mein Laptop passen, da passt auch diese nur insofern rein, als ich immer mit der linken Hand drücken muss, wenn gesendet werden soll, die Karte ist etwas zu klein“.
    Das sind Barrieren, und es ist doch so, dass die DIN-Norm mir hier hätte helfen können, aber nicht einmal dasselbe Unternehmen hält sich noch an die eigenen Maße über die Jahre hin, ständig verändert sich Größe, Material, Name, alles. Und ich kaufe und kaufe und kaufe – das mache ich ja grundsätzlich gerne, aber nicht aus Zwang, und dies war mal wieder ein zwanghafter Einkauf, aber keine Couch hilft dagegen.
    Beuth sei Dank kann ich wenigstens noch Din A4 Blätter kaufen, die in passende Umschläge passen.
    Aber Beuth soll weg – ein Nazi wäre er – und jetzt soll Ullmann weg –
    Das ist auch Hass, anders als das Beispiel aus dem Museumsbetrieb, es geht in den unterschiedlichen Lebensbereichen vordergründig verschieden, letztlich aber gleich zu.
    Beckmann soll wieder gehen, Nolde wieder gehen, Beuth wieder gehen, Ullmann wieder gehen etc.
    Wie ich aus Steglitz zurück fahre, verstehe ich, nachdem ich den Deckel „Wasserwerke Berlin“, den es in ähnlich schmucker Form auch in Dresden gibt, nur dann mit Frauenkirche etc., gesehen habe, das Wort
    „Axolotl Roadkill“ – zuerst im Roman von Helene Hegemann als Titel, es gab damals Ärger wegen Plagiatsvorwürfen – diese zerschlugen sich aber, da es ein Mischwerk und so gesehen ein neues Werk ist. Das ist gut und richtig so, jetzt aber habe ich eine Defintion für „Axolotl Roadkill“.
    Damit gehe ich gerne zu Ihrem Beitrag „Ungenaue Sprache hilft niemand“.
    Besten Dank für den Platz hier zum Titel „Barrierenbrechen.

  19. Guten Tag Raul Krauthausen,
    das Wasser fließt, der Strom fährt, las ich heute in der Lutherstr. dank Berliner Wasserbetriebe (Werbung am Auto) Nachdem ich mit dem Bus bis zur Manteuffelstr. gefahren war, wie die BVG es mir angeraten hatte, ging ich den „restlichen Weg“, der Schweiß floss dabei in Strömen schon nach kürzerer Zeit. Erst wusste ich nicht, wo ich hin muss, von der Manteuffelstr. aus, mehrere Passanten kannten die „Lutherstr.“ gar nicht, einer half mit dem Smartphone, aber wir haben uns beide wegen der Richtung vertan. Schließlich stellte sich heraus, eine ältere Dame in der Undinestr. wusste zu helfen, dass ich nach der Haydnstr. die Undinestr. bis zur Klingsorstr. laufen muss, dann die Klingsorstr. rauf an mehreren Straßen vorbei bis zu den „Beamtenvereinswohnungen“, durch das Tor dann noch am Tennisplatz vorbei, dann rechts rein, voilà! Das ich „drömmelte“, weil ich so viele interessante Kultur sah, dazu gleich bei Twitter mehr, geht auf mich, ist klar!
    Grundsätzlich hätte ich nicht einmal Bus fahren wollen, denn ich gehe sehr gerne und spare auch gerne das Ticket ein, dafür hätte ich aber wissen müssen, dass ich auch den Teltowkanal hätte hoch spazieren können Richtung Steglitz, bis Sedanstr., dann Brückenstr. und schließlich den Steg entlang, der nach einem „Heidenmädchen“ benannt sei.
    Das wusste ich erst, als mir jemand sagte, dass es so auch gehe. Für meine Forschungsarbeiten wieder viel Stoff, aber auch einige Erschöpfung. Das Ganze könnte man schon transparenter und auch für Fußgänger besser beschildern. Gestaunt habe ich, als ich die Undinestr. Richtung Klingsorstr. lief, dass ich hinter der Charite war, Kreuterstr., hätte ich nicht gedacht, die Notaufnahme erreicht man von da.
    Ich war gar nicht weit weg von allem was ich schon kenne, aber es fehlen Schilder, Hinweise für den Lutherstift, den August Orth erbaut habe, Schilder für die Notaufnahme der Charite.
    Spuren seines Werkes (August Orth) fand ich auch gestern im Humboldthain, deswegen interessierte mich die Adresse.
    Erst mal Ausruhen – später Kulturfragen via Twitter und Fragen zur Gentrifizierung dank Tagesspiegel, heute von Robert Ide.
    Besten Dank Raul Krauthausen für den Beitrag wie auch für das Forum, wo alle Barrieren, die man so findet, dokumentiert werden können. Das ist ja wichtig, um Änderungen voran zu bringen.
    Einen schönen Freitag.

  20. Guten Tag Raul Krauthausen, gestern schrieb ich, nicht ausschließlich an Sie, dass es nun einmal Barrieren gibt und ich mit diesen leben müsse, die freundliche Freiheit sei „das billigste Mittel“, das ich einzusetzen hätte – das ist schlichtweg die Wahrheit. Es ist auch dieses mein Mittel und die Idee, dass über Transparenz dann irgendwann auch Barrieren fallen.
    Anders kann ich da nicht heran gehen, ich gehe eben so „auf die Barrikaden“ und nicht anders. Ich bin in dem Punkt sehr technisch, denke ich manchmal von mir selbst. Klar will ich, dass jegliche Einrichtung barrierefrei erreichbar und nutzbar ist, deswegen mache ich auch, was ich mache.
    Ich bin aber davon überzeugt, dass die fehlende Geschichte, für mich das fehlende strukturelle, was eben auch die ökonomische Seite betrifft, wichtig ist zu verstehen – für mich ist es das, ich suche nach Spuren von Antisemitismus und muss sie zunächst auch da vermuten, wo ich sie nicht sofort beweisen kann, sonst finde ich sie ja nicht. Ob Leute um mich herum deswegen genervt wären oder nicht, hat mich nicht zu interessieren.
    Jahrzehntelang hat man mir versichert, um mich herum hätte es keine Juden gegeben – es war falsch, warum sollte das nicht mindestens so peinlich sein, als wenn ich jetzt nach Juden suche, wo vielleicht andere Menschen keine wähnten? Da lasse ich mich nicht einschüchtern.
    Eine Inklusion ohne den Rückblick, ich mache den ja dauernd, wäre für mich keine.
    Sie schrieben mal „bei Ihnen wäre es Außen“, die Behinderung, bei mir ist sie immer schon gemischt gewesen – ein „Möbius“, das sage ich auch immer jedem, habe ich immer jedem gesagt, sie ist gemischt, aber sie ist auffällig, wegen Innen – klar. Aber ich bin auch beleidigt, wenn jemand betont, dass es wichtig wäre, das mit dem „Innen“ und dem „Außen“ – für mich ist es das nicht.
    Bei mir gäbe es nichts Juristisches, so meine ich auch „auf die Barrikaden gehen“ nicht, da ist einfach nichts offen bei mir.
    Deswegen schreibe ich auch so viel, es geht mir eher um Bildung, weniger um Aktion für Menschenrechte direkt – ich wüsste auch gar nicht, was das sein sollte – ich kann demokratisch mich verhalten, wenn dann Barrieren bleiben, weil es keine anderen demokratischen Entscheidungen gibt – dann ist das so.
    Ich wollte das gerne erklären, ich habe öfter den Eindruck, dass ich an dem Punkt vielleicht missverstanden werde. Ich bin eine Vertreterin der repräsentativen Demokratie, keiner anderen.
    Inklusion ja – aber „Barrikaden brechen“ – da müssen Menschen wollen, sonst bricht man da nicht viel – bitter, aber so ist es, denke ich.
    Besten Dank wiederum und einen schönen Sonntag.

  21. Guten Morgen Raul Krauthausen, besten Dank für den Newsletter vom 25.08. „Nanebe“ schreibt zur „Orte für Alle“-Kampagne der Aktion Mensch, die mir ganz gut gefällt. ich reiste erst kürzlich wieder nach NRW und denke, dass auch Orte, nicht nicht jeder besuchen kann – das ist ja neben der physischen Erreichbarkeit immer auch eine Frage des Geldes, trotzdem für „alle“ sein müssten. Social Media kann hier viel helfen, aber es bräuchte auch inklusives Engagement der Regierungen, um hier mehr Transparenz zu schaffen, vor allem für die Arbeit gegen Antisemitismus. Es sind längst nicht alle Gedenkorte öffentlich einsehbar einerseits, andererseits ist auch die Selbsterklärung der Bundesregierung nicht immer öffentlich einsehbar. In Lichterfelde wird berechtigt um einen Geschichtsort bei den ehemaligen „Parks Range“ gerungen – d. h. es wurde fraktionsübergreifend beschlossen, dass dieser Geschichtsort entstehen soll, aber das Projekt ist in Gefahr, nicht zu entstehen. Es geht aber alle an, nicht nur die Bürgerinnen und Bürger Lichterfeldes, es geht auch den Bund an, aber wegen der Zuständigkeiten, kommt es da nicht an – so kommt die Aufgabe „Arbeit gegen Antisemitismus“ allzu oft gar nicht oben an, wo es aber hingehört.
    Lichterfelde ist am Rand von Berlin, deswegen nicht ganz so bedeutend wie „Mitte“, aber, da der Hauptstadt und der früheren Reichshauptstadt seit 1920 zugehörig, bedeutend genug, dass die Nationalsozialisten es sich zum eigenen „Garten“ auserkoren hatten und die meisten Zeichen jüdischen Lebens erfolgreich ausgelöscht haben, so dass man meinen könnte, Lichterfelde sei seit ewigen Zeiten schon ein Idyll im Grünen gewesen, wären da nicht die Stolpersteine und gelegentliche Ausstellungen und das Engagement der Initiative KZ Sachsenhausen, wären nicht der Tagesspiegel, die Filmwirtschaft, die dieses „Idyll“ in Frage stellen.
    Osterwick war nie bedeutend, in keiner Hinsicht, deswegen sind mehr Spuren jüdischen Lebens einfach so übrig geblieben, aus Zufall, weil die Wiese sonst keiner brauchte, so ist es auch im Nachbardorf Darfeld, beide Dörfer erzählen ihre jüdische Geschichte nur, wenn Nachfahren sich melden, sonst nicht, genau wie in Lichterfelde.
    In Osterwick steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Friedhofes bei der Schöppinger Str. ein blaues Schild, darauf steht geschrieben, dass die Bundesregierung hier den Belag der Straße aus Bundesmitteln erneuert habe. Die Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof Osterwicks sind so lange nicht gelesen und dokumentiert worden, bis sie unleserlich geworden waren, d. h. niemand weiß aktuell, wer hier überhaupt begraben wurde. Den Bund hat diese Situation nie erreicht, obwohl es um die wichtigste Aufgabe geht, die Aufklärung zur Verhinderung von Antisemitismus. Den Bund erreichte die Straße, der Friedhof erreichte ihn nicht. Dies ist für mich symbolisch dafür, wie Orte, selbst wenn sie so dicht beieinander liegen wie das blaue Schild an der Straße und die unleserlichen (ein Stein trägt noch hebräische Schrift, ich werde den gleich via Twitter teilen, in der Hoffnung, dass er übersetzt werden könnte) Steine mit den Namen jüdischer Menschen, die einst in Osterwick lebten.
    Wie ist das aber möglich, dass der Bund nur bis zum Straßenrand gelangte, genauer bis zum Belag der Straße?
    Meiner Meinung nach, weil die Transparenz, das Teilen der aller Nachrichten mit allen, die informative Erschließung der „Orte für alle“ nicht genügend unterstützt wird von der Bundesregierung, aber auch von den Landesregierungen, denn der Bund kann kein „Alleswisser“ sein und am Ende alleine dafür verantwortlich sein, dass die Namen der Osterwicker Juden auf dem Osterwicker Friedhof nicht erforscht werden, dass die „Parks Range“ genauso geschichtsvergessen zugebaut werden soll, wie all die anderen Orte Berlins, in denen das schon passiert ist.
    Vorwerfen kann ich aber der Bundesregierung, das Problem grundsätzlich zu kennen, lange schon, und anstatt einen friedlichen und konstruktiven Vorschlag mit Social Media Akteuren, mit der Presse, mit Allen zu erarbeiten, hier immer den Verdacht des „Feindlichen“ zu vermuten. Das nehme ich übel und ich verstehe auch nicht, was das soll.
    Orte werden sehr stark durch verhinderte Nachrichten behindert – und wer zu dem Ort gehört, ist dann gleichermaßen behindert.
    Das was „Aktion Mensch“ am Beispiel des Einkaufens zeigt, gilt auch für das Beispiel der Aufklärung, der Bildung, die keine Orte und deren Menschen vergessen darf. Der öffentliche Bildungsauftrag darf nicht durch Nachrichtenbarrieren behindert werden. Das wird er aber.
    Besten Dank Raul Krauthausen für den Newsletter, „Nanebe“ für den Beitrag, für alle Beiträge und das Forum.
    Einen schönen Donnerstag.

  22. Guten Morgen Raul Krauthausen,
    oftmals kommt man zu den Orten, zu denen die Nachrichten fehlen, schlecht hin. Die Gründe sind nicht selten marktlich bedingt, auch schon historisch. Es ist verständlich, dass Kohle- oder Torfhändler früher dafür sorgten, dass die Wege zu ihren Depots kompliziert sein sollten, das versteht ja jeder, es ging und geht um den Schutz vor Diebstählen bzw. vor Nachrichten, die dem Wettbewerber helfen könnten.
    Für Informationen, die für öffentliche Zwecke gebraucht werden, für die Forschung z. B., muss man aber die Orte sehen, um von ihnen lernen zu können. Ich ärgere mich oft, keine 20 mehr zu sein, dann wäre ich nachmittags weniger müde vom vielen Laufen am morgen. Ich liebe das Laufen, es macht mich klüger und bringt meine überbordende Neugier auf alles und jedes in etwas gezieltere Bahnen, manchmal jedenfalls. Auf dem Friedhof fiel ich aber hin, im Gestrüpp, ich wollte den Namen lesen, das ist ja nötig, wenn Menschen nicht vergessen werden sollen. Am „Barnackufer“ riskierte ich, in den Hafen zu fallen, das heißt, ich riskierte es lieber nicht, so sah ich wenig – einen Hafen, also wirklich, den muss ich doch als Bürgerin mal ansehen können!
    Dann dieses Einzäunen andauernd! Das alte Wasserwerk ist in einem Wald, der ist größtenteils mit Maschendrahtzaun versehen, den haben da aber nicht die privaten Unternehmen drum gemacht, denn er geht um das Wäldchen herum, nicht um die Fabriken – der Mensch möchte eben in seiner Landschaft laufen, sie verstehen, von ihr lernen, dann bist Du da drin, wirst müde und musst jetzt den ganzen verdammten Weg zurück, wegen was denn überhaupt? Und das passiert wirklich oft, ich möchte mal wissen, wie viele Quadratkilometer meiner Stadt schon eingezäunt sind. Dann kommen, damit will ich es heute bewenden lassen, die vielen Treppen, wo auch nicht logisch ist, was die alle sollen. Das Kopfsteinpflaster ist nicht einmal das aller größte Problem, aber Gefälle ist es auch.
    Stichkanal, da will ich heute wieder hin, fast alle Barrieren, die ich gerade beschrieb, werde ich antreffen, wie fast immer.
    Das wäre nicht schwierig, diese Barrieren abzubauen, es wäre sehr einfach.
    Besten Dank Raul Krauthausen, einen schönen Mittwoch.

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