Paralympische Spiele in Sochi 2014 – Neue Resonanz, neue Gesichter, neue Perspektiven

Deutscher Behindertensportverband
Deutscher Behindertensportverband
Über das gestiegene Medieninteresse an den Paralympischen Spielen und warum dies eine Chance für eine neue Berichterstattung ist.
Bei gefühlten 50 Augenpaaren von Journalistinnen und Journalisten aus ganz Deutschland, die mich während meines Vortrags zu Leidmedien.de anschauten, staunte ich nicht schlecht. Das Thema Sport mit Behinderung scheint immer mehr Medienmacher zu begeistern. Sie alle kamen zum Medienworkshop des Deutschen Behindertensportverbands am 26. Februar 2014 nach München, um sich auf die Paralympischen Spiele in Sochi 2014 vorzubereiten.

13 Interviewte gegenüber 60 Medienmachern

Vor Ort in Sochi drückt sich das Medieninteresse in Zahlen so aus: 650 internationale Medien, 2.200 akkreditierte Medienmacher und Übertragungen in TV-Sender aus 55 Ländern. Auch ARD und ZDF zeigen jetzt mehr: Während sie früher erst am Folgetag von den Spielen berichteten – und nur ca. 4 ½ Stunden (Salt Lake City, 2002) –, werden jetzt noch am selben Tag und insgesamt bis zu 20 Stunden übertragen.
Dabei wird es vor Ort in Sochi gar nicht so leicht werden, jedes Journalistenherz glücklich zu machen, denn auf 13 nominierte Athletinnen und Athleten kommen bereits mindestens 60 Journalistinnen und Journalisten. Vor allem Andrea Eskau dürfte schwer zu erreichen sein, denn sie startet ganze sieben Mal und hat daher nur einen freien Tag, verriet die Pressesprecherin vom DBS, Marketa Marzoli.

Zwischen Interviews und Dopingkontrollen

Die Hälfte der deutschen Mannschaft ist zum ersten Mal bei den Paralympischen Spielen dabei. Wenn die Athletinnen und Athleten auch zum ersten Mal in Russland sind, werden sie wenig Zeit haben, das Land zu entdecken. Neben Wettkampf und Interviews stehen da noch um die 600 Dopingkontrollen – übrigens auch der Begleitläufer – an. Und nach der Regel der „Whereabouts“ müssen sie auch alle halbe Stunde melden, wo sie sind.
Das war mir neu, genauso wie die einzelnen Klassifzierungssysteme, in die die Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung eingeteilt wurden. Wäre ich Wintersportler, gehörte ich nun in die Gruppe der „les autres“, also solchen, die nicht richtig klassifizierbar seien (wie z. B. Menschen mit Kleinwuchs und Lähmungen). Aber manche Menschen mit Behinderung können auch gar nicht an den Paralympischen Spielen teilnehmen, wie der Sportdirektor des DBS, Frank-Thomas Hartleb, erklärte: Zum Beispiel gehörlose Menschen und solche mit einer sogenannten „geistigen Behinderung“.
Vom Helden zum Sportler
Ja, sogenannt. Eigentlich nennen sie sich ja oft „Menschen mit Lernschwierigkeiten“. Um Sprache ging es also in meinem Vortrag. Dass zum Beispiel Sportler mit Behinderung nicht so gerne Floskeln hören wie „Trotz körperlicher Einschränkung hat er hohe Ziele“ oder „Sie kämpft nicht nur gegen ihre Gegner, sondern auch gegen ihre Behinderung“. Sie selbst haben mir gesagt, dass sie einfach gerne als Sportler dargestellt werden.
Mich freute aber zu hören, dass der DBS dabei ist, neue Vorbilder zu schaffen. Durch die Förderung einer dualen Karriere wie für Andrea Eskau, damit sie Sport und Beruf miteinander vereinbaren kann. Und durch ein paralympisches Jugendlager, das Jugendliche mit und ohne Behinderung zu gemeinsamen Zuschauern der Paralympischen Spiele in Sochi macht. Jetzt bin ich gespannt, wie während und nach den Spielen in Sochi über Menschen mit Behinderung berichtet wird.
Dieser Text entstand für das Inklusions-Blog der Aktion Mensch.



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