Kinderbücher zum Thema „Behinderung“

Kinderhand auf Buch
CC Bild von apdk on Flickr
Als ich Kind war, las mir meine Mutter regelmäßig aus dem Buch Peter ist der allerkleinste Riese vor. Es handelt von einem Jungen mit einer Gehbehinderung.
Jedes Mal, wenn wir es lasen, musste ich weinen. Ich mochte das Buch zwar, aber irgendwie fühlte ich mich nie wohl dabei, die Geschichte von Peter zu hören.
Als wir in der Grundschule dann im Religionsunterricht Die Vorstadtkrokodile
auf Video sahen (seit ein paar Jahren gibt es ein Remake und zwei Fortsetzungen), wurde mir klar, warum ich beim allerkleinsten Riesen traurig wurde:
Es war, als blickte ich in einen Spiegel. Es fühlte sich an, als ob ich wie Peter (oder der rollstuhlfahrende Kurt bei den Vorstadtkrokodilen) bin.
Ich dachte mir:

so sieht das also aus, wenn man mit dir zusammen ist. So anders siehst du auch aus.

Ich wäre jedes Mal am Liebsten vor Scham im Boden versunken. Aber es ging nicht.
Inzwischen bin ich froh, dass meine Eltern mir immer wieder Bücher und Filme mit dem Thema Behinderung zeigten. Es fühlte sich nie pädagogisch an. Es waren einfach Kindergeschichten, die mir mal gefielen und mal nicht. Die Scham wurde weniger.
Jetzt sind über 25 Jahre vergangen und so fragte ich heute auf facebook, google+ und twitter:

 
Folgende Liste kam dabei heraus:

Gehbehinderung

Sehbehinderung

Ein weiterer interessanter Aspekt sind Bücher für blinde und sehbehinderte Kinder. Der Verein Anderes Sehen e.V. hat hier darüber geschrieben.

Hörbehinderung

Geistige Behinderung

Autismus

Anders sein

Habt ihr noch weitere Buchtipps? Dann schreibt sie gerne unten in die Kommentare.



78 Antworten zu “Kinderbücher zum Thema „Behinderung“”

    • Sigi Ka hat weiter oben schon „Fee. Schwestern bleiben wir immer“ von Monika Feth aufgeführt. Es ist ein Jugendbuch, in dem es um zwei Schwestern geht – eine von ihnen verstirbt und die andere muss damit fertig werden, weiterzuleben.
      Ein anderes Jugendbuch: „Grosser Bruder, kleiner Bruder“ von Sverre Henmo. Es handelt von Adrian und Tobias. Tobias hat das Down Syndrom. Die Beiden sind nicht nur Brüder, sondern auch Freunde. Es ist recht erfrischend vom Sprachstil her.

    • Für Jugendliche: Das Schicksal ist ein mieser Verräter. 2012, top!
      Oder etwas älter „Freak“, Autor weiß ich grad nicht..

  1. Eine sehr informative Liste, vielen Dank dafür. Ich habe gleich in meinem Blog darauf hingewiesen: http://kinderohren.wordpress.com/2013/07/27/kinderbucher-behinderung/
    Manche Bücher sind allerdings eher gut gemeint als gut (oder werden in der Schule schlecht vermittelt). Ich habe „Das war der Hirbel“ in der 5. Klasse lesen müssen, wir fanden es alle furchtbar. Die Rico-Bücher haben dagegen nicht nur mir, sondern auch meinem Sohn gefallen.
    Inwiefern behandeln die Juli-Bücher das Anderssein? Ich habe ihn als durchschnittliches Kindergartenkind in Erinnerung.

    • Hirbel haben wir als Kinder auch vorgelesen bekommen und ich weiß noch, wie schrecklich ich es fand, dass er mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen hat.. Bei mir ist da ein sehr ungutes Bild und Gefühl hängen geblieben.

    • Dieses Buch für Jugendliche finde ich auch recht gut. Es erzählt aus Sicht der Schwester. Manches wirkt leider ein wenig aufgesetzt. Doch insgesamt ist es ein Buch, das sich zu lesen lohnt.

  2. Ich bin Deinen Links gefolgt, und Amazon empfahl mir dann auch noch „Susi lacht“ von Jeanne Willis und Tony Ross, übersetzt von Peter Baumann. Der Beschreibung nach ein Bilderbuch, in dem ein kleines Mädchen, mit dem sich die vier- bis sechsjährigen LeserInnen identifizieren können, allerhand alltägliche Dinge erlebt. Die Illustrationen sind so gestaltet, dass erst auf der letzten Seite erkennbar wid, dass das Mädcen imRollstuhl sitzt.

  3. Zwei Kinderbücher, von denen ich finde, dass sie durchaus hier in die Liste passen:
    „Der Josa mit der Zauberfiedel“ von Janosch über einen Jungen, der klein und schmächtig ist und daher nicht Köhler werden kann. Er spielt wunderbar Geige und kann mit seinem Fiedeln Gutes bestärken und Böses unwirksam machen. Es war das Lieblingsbuch meiner Schwester, die eine Körperbehinderung hatte und Musik liebte.
    In „Opa und ich“ geht es um den Jungen Jonas, der aus dem Reden der Erwachsenen glaubt, dass sehr schlimm sei, dass er oft große Angst hat. Sein Opa und er finden nach und nach heraus, dass er weitaus mehr ist als nur ein „Angsthase“.

  4. Ich finde aber auch „Anna, genannt Humpelhexe“ toll… als Kind mochte ich das sehr, gerade weil sie aus ihrem Handicap eine tugend macht und entdeckt, dass sie dafür Sachen kann, die die anderen nicht können…

  5. Vielen autistischen Kindern gefällt „Mies mit den blauen Augen“ sehr gut, wenngleich es nicht vordergründig um Autismus geht, aber um das Anders-Sein. Eine Katze mit anderer als der üblichen Augenfarbe wird von allen anderen ausgelacht und läuft weg. Durch ihr Anders-Sein gelingt es ihr letztlich, die anderen und sich vor dem Hungertod zu retten. (Das Buch gibt es nur antiquarisch.)

  6. Hi Raul, danke dafür. Ich werde bald Vater und da wir offiziell schon als „Risikoschwanger“ gelten beschäftigt mich dieses Thema und die Ängsten und Sorgen die damit verbunden sind sehr. Danke für deinen Blog und deine Denkanstöße hier.

  7. Asperger Autismus:
    Jason und PhönixBird – Alles andere als typisch
    Meine geordnete Welt oder der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde

  8. In „Wunder“ von R.J.Palacio geht es um ein Kind, welches ein Äußeres hat, das nicht der Norm entspricht. Verschiedene Protagonisten schildern das Leben aus ihrer Sicht. Toll geschrieben, passt auch zum Thema Mobbing.

  9. Grad eben den Link bei Twitter gesehen und sofort an ein paar Bücher gedacht (die glaub ich hier noch nicht gelistet sind):
    „Susi lacht“ von Willis/Ross (Lappan) wurde in einem Kommentar schon genannt und wird von mir ebenfalls empfohlen, weil der Dreh, dass erst zuletzt offensichtlich wird, dass das Mädchen im Rollstuhl sitzt, für mich einfach genial ist.
    Tibo – Schwarze Augen; NordSüd (Blindheit)
    Sedlmayer – Mein Teddy braucht mich; G&G (Behinderung allgemein, Unfall)
    Sansone – Florian lässt sich Zeit; Tyrolia (Down-Syndrom)
    Meine spezielle Empfehlung ist ein österreichischer Kinderbuchklassiker:
    Mira Lobe – Das kleine Ich bin ich; Jungbrunnen (Der Klassiker schlechthin zum Thema „Individualität“ !)
    Patten – Kleines Hotsch Potsch; Bloomsbury (Thematik wie oben, nur deutlich weniger Text und somit auch für kleinere Kinder geeignet)

  10. „Warum Vampire nicht gern rennen“ & „WIe der Pleitegeier verschwand“ von Holm Schneider: Beide Kinderbücher über ein Mädchen mit Down-Syndom und einen Jungen, der nicht schwitzen kann. Spannend geschrieben, für Kinder ab ca. 8 Jahren.

  11. Menena Cottin, Rosana Faria: Das schwarze Buch der Farben. Finden wir richtig toll. Es ist ein taktiles Bilderbuch über Farben und wie sich diese anfühlen. Rot ist wie der Geschmack von reifen Erdbeeren. Passt nicht so richtig zu den Kategorien, aber gehört irgendwie dazu. Toula und Chris

  12. Danke für die Liste.
    Ich bin überrascht, wie viele Bücher ich davon kenne, obwohl ich in meiner Kindheit/Jugend nie mit Behinderungen zu tun hatte. ‚Das Kleine Ich bin ich‘ haben wir im Kindergarten gelesen (& gebastelt <3), 'Supergute Tage' in der Oberstufe im Englischunterricht. 'Bis dann, Simon' habe ich mit 20 entdeckt und muss beim Lesen immernoch jedes mal heulen.

  13. eigentlich wollt ich mich gerade aufregen… extra bücher?…tss -nein bei mir nicht -ich bin dafür mit offenen augen und herzen durch leben zu gehen und dann erklären sich viele dinge von selbst…. aber dann viel mir ein buch aus kindertagen ein „das mädchen im elfenbeinturm“ -mehrfach gelesen. -und nein es erklärt sich nicht von selbst und ja ich finde es gut das es die bücher gibt – anders sein muss gelehrt, gelernt und erlebt werden und erst dann ist anders sein völlig normal. aber wenn es normal ist kanns passieren das man sich aufregt wenn normal wieder für anders erklärt wird 😉

  14. Danke für diese Liste und Deine tolle Seite!
    Volker Kriegel Olaf, der Elch – von einem Weihnachtsmann mit Glasauge und einem Elch mit nur einer Geweih-Schaufel, die Freunde werden und das Beste darus machen, wie sie sind auch wenn sie nicht der ‚Norm‘ entsprechen … Mein autistischer Sohn fand es immer gut, wieviel Spass die beiden haben und was für eine tolle Freunfschaft man haben kann. LEON IST ANDERS – ist von uns ebenfalls sehr geschätzt. Ein Kamäleon, dass seine Farbe nicht der Umgebung anpassen kann und mit dem deswegen keiner spielen will. Als eine Gruppe von Kamäleonkindern sich verläuft werden sie wiedergefunden, weil Leon so anders aussieht und damit auffällig zu sehen ist. Eher für Leseanfänger. Liebe Grüsse, Claudia

  15. Danke für die Liste und für die spannenden Gedanken dazu! „Vom Igel, der
    keiner mehr sein sollte“ von Isolde Stark ist ein Kinderbuch für die Spalte „Anders sein“

  16. Myron Levoy – Ein Schatten wie ein Leopard. das habe Ich in der Schule gelesen, Ich glaube es war die achte Klasse oder so. Regt sehr zum nachdenken an.

  17. Im Forum „Das andere Kind“ gibt es dazu eine sehr umfassende Literaturliste zu ganz verschiedenen Themen rund ums Thema: Behindertes Kind
    Hier ist der direkte Link dahin:
    http://www.dasanderekind.ch/phpBB2/viewforum.php?f=10
    Diese Bücherlisten wurden auch im Deutschen Bildungsserver aufgenommen, was mich als Verfasserin besonders freut.
    Liebe Grüsse aus der Schweiz
    Bea
    PS: Als ganz besondere Empfehlung möchte ich hier das Kinderbuch: „Sebi will spielen“ nennen.
    Die Mutter eines schwerbehinderten Buben hat es geschrieben und den Kärntner Kinderbuchpreis 2013 dafür bekommen.

  18. Ich finde Josefinchen Mongolinchen noch ganz herrlich und furchtbar traurig zum Thema Down Syndrom. Von Dolf Veron und illustriert von Birte Müller.

  19. In den Bilderbüchern von Janosch ist der blinde Maulwurf eine der Nebenfiguren, die immer mal wieder auftauchen. Seine Behinderung gehört ganz selbstverständlich zu ihm und wird nicht extra thematisiert. Ich würde es begrüßen, wenn mehr Kinderbücher mit diesem Ansatz spielten. Es ist normal, anders zu sein.

  20. Unbedingt lesen: Brigitte Werner: Denni, Klara und das Haus Nr.5 (es geht um einen Jungen mit DS – Wunderschön geschrieben!)

  21. Hallo Raul,
    zum Thema Geistige Behinderung lese ich meiner Tochter gerne „Sei nett zu Eddie“ vor. Sie findet es super. Ich mag es auch ganz gern.
    LG Franca

  22. Vielleicht wurde es schon genannt, das Buch „Simpel“ von Marie-Aude Murail. Ist ein Jugendbuch, das man aber auch als Erwachsener toll lesen kann.
    Es handelt von einem jungen Mann mit einer geistigen Behinderung, der mit seinem Bruder in eine WG zieht.

  23. Auch ein schönes Bilderbuch, in dem es nicht unbedingt um Behinderung geht, aber um Alzheimer Demenz ist „die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor“ von Martin Baltscheit. Erschienen im BELTZ&Gelberg Verlag
    🙂

  24. „Mit Worten kann ich fliegen“ ist ein tolles Buch! Ich habe es in einem Seminar in der Uni lesen ‚müssen‘ und war richtig begeistert!

  25. Hallo Raul,
    ich bin gerade auf deiner Seite gelandet.
    Toll, dass du eine Kinderbuchliste hast, da werd ich mich mal durchgucken, was ich für meinen Kindergarten anschaffen möchte.
    Ich hab noch ein Buch für deine Liste:
    Traumberufe von Cai Schmitz-Weicht (Autor), Ka Schmitz (Illustrator)
    https://www.amazon.de/Traumberufe-Ausgabe-Deutsch-Portugiesisch-Profiss%C3%B5es-sonho/dp/3945596041/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1516486201&sr=8-4&keywords=traumberufe+kinderbuch
    Im Buch geht es um drei Kinder, die sich – weit ab von Gender-Stereotypen übrigens – darüber unterhalten, was für Berufe sie mal machen möchten.
    Lisa, die Protagonistin, ist auf jeder Seite zu sehen, wie sie verschiedene Berufe ausübt.
    Das Buch macht keine Geschichte daraus, dass Lisa im Rollstuhl sitzt, sondern erzählt von einem Kind, das sich Traumberufe vorstellt, in denen ihr Rolli eben mit dabei ist und mitgedacht wird.
    “Ich möchte lieber Architektin sein, eine, die sich Häuser ausdenkt […] ganz ohne Stufen!“
    Das Buch ist zweisprachig (Deutsch + x) und es gibt verschiedene Sprachen zur Auswahl.
    liebe Grüße,
    Felian

  26. ein Comic zum Thema „Autismus“: die Autorin (selbst Autistin) beschreibt ihre Kindheit ( im 2. Band ihre Jugend): Daniela Schreiter: Schattenspringer.

  27. Ab zwei Jahren: Doro Göbel/Peter Knorr – „Unser Zuhause“ ist ein Wimmelbuch, in dem ganz selbstverständlich auch ein barrierefreies Haus mit Rollikind gezeigt wird, das mit dem Rolli allen Unsinn macht, den man damit eben anstellen kann. So sieht Inklusion aus.
    Aspergers ist sehr gut dargestellt in „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“ von Mark Haddon. Der Ich-Erzähler ergibt eine wunderbare Perspektive – man kann es auf Deutsch lesen, ab 12 Jahren; das englische Original ist ebenfalls empfehlenswert.

  28. Ein Buch, das ich ganz toll finde, ist „Die wahre Geschichte von Regen und Sturm“ von Ann M. Martin. Darin geht um ein Mädchen, das mit hochfunktionalem Autismus diagnostiziert wurde.

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