Das ist mein ganz normales Leben, das, wovon ich gleich erzähle. Na? Das klingt vielleicht langweilig, oder? Ist es aber nicht. Ihr wollt jetzt sicher wissen, warum ich gerade mit diesem Satz eine Geschichte anfange, aber dazu kommen wir gleich noch. Erst will ich euch ein bisschen über meinen Alltag als blindes Kind erzählen: Genau wie jedes andere Kind wache ich morgens auf, esse mein ganz normales Frühstück, putze mir mit einer ganz normalen Zahnbürste die Zähne, ziehe meine ganz normalen Klamotten an und verlasse mein Haus. Papa und ich fahren mit dem Tandem zur Schule. Ich sitze vorne, Papa hinten. Papa bringt mich bis zur Treppenhaustür meiner ganz normalen Schule. Er sagt mir tschüss, ich renne die sieben Treppen hoch und in die Klasse. Dort habe ich eine nette Schulhelferin. Ohne sie hätten wir so einiges nicht geschafft. Ich setze mich also an meinen Platz und schalte meinen ganz normalen Laptop an. Meine Schulhelferin speichert meine Aufgaben auf dem Laptop, manche setzt sie aber auch in „Blindenschrift“* um. *Nur so als kleiner Tipp unter Freunden: Man sagt eigentlich nicht Blindenschrift. Das habe ich jetzt nur so gesagt, damit ihr Sehenden es auch versteht.:-) Eigentlich heißt es entweder Punktschrift, oder für ganz Fortgeschrittene Brailleschrift. Naja. Kommen wir mal wieder zur Geschichte. Im Sportunterricht mache ich vieles mit, aber manches kann ich eben nicht. Man kann ja auch nicht von einem Fisch verlangen, auf einen Baum zu klettern. In Kunst arbeite ich mit fühlbaren Materialien. Die Bücher, die wir in den einzelnen Schulfächern lesen gibt es nicht in Punktschrift. Das ist doof und ungerecht! Die Wege von A nach B sind für mich in der Schule kein Problem mehr. Meine Mobitrainerin hat es geschafft, dass ich diese Angst überwunden habe, die ich seit der Vorschule hatte, als… Nein. Das ist vielleicht ein bisschen zu lang und auch zu privat. An dieser Stelle verabschiede ich mich von euch. Wenn ihr noch irgendwelche Fragen habt, fragt mich einfach, obwohl ich nicht weiß, wie. Ihr habt meine E-Mailadresse ja nicht. Aber es würde mich trotzdem freuen, wenn ihr euch über meine kleine Kostprobe über mein Leben gefreut habt. Tschüss und bis bald, eure Juli (10 Jahre) PS: Oft fragen mich die Leute, ob ich denn ein „normales“ Handy hätte. In dieser Geschichte möchte ich es endlich allen Leuten sagen: Natürlich habe ich ein „ganz normales“ Handy! |