Heute waren wir in einem weiteren Zentrum des CRP in Chittagong.
Nach einer kurzen Präsentation des Centres kamen wir mit führenden (selbstbetroffenen!) Vertretern diverser Behindertenrechts-Organisationen Bangladeschs in’s Gespräch. Ich spürte, dass auf der einen Seite die Hilfe der CBM schon direkt ankommt, dass es aber bei weitem nicht reicht. Die wiederholte Frage nach „mehr Geld aus Deutschland“ blieb nicht aus. Nach meinem Empfinden und auch aus den Gesprächen vor Ort bekomme ich nun den Eindruck, dass zwei Dinge benötigt werden:
- …mehr Geld um die Infrastruktur vor Ort auszubauen.
- …scheint es auch sehr wichtig zu sein, dass sich Betroffene mehr vernetzen, organisieren, mit anderen Minderheiten vor Ort zusammentun und Ihre Belange zu einem politischen Diskurs werden lassen. Der Staat und die Gesellschaft müssen die Belange der Betroffenen ernst nehmen und auch für sie bereit sein, zu investieren. Nur so kann langfristig eine Unabhängigkeit von anderen Ländern und privaten Spendern erreicht werden.
Die Frage ist also, wie kann eine Organisation wie die CBM dabei helfen?
Spontan fallen mir zwei Dinge ein:
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Im Centre des CRP in Chittagong werden u.a. Prothesen gefertigt, angepasst und Menschen mit Behinderung im Umgang damit begleitet.
So zum Beispiel für Shahida A. (24). Sie rettete im Alter von 4(!) Jahren ihrer jüngeren Schwester das Leben, als diese beim Spielen in einem Gleisbett stürzte. Frau A. zog ihre Schwestern in letzter Sekunde von den Gleisen und wurde dabei selber vom Zug erfasst und verlor ein Bein.
Hier im CRP bekommt sie nun eine Prothese angepasst und lernt damit Laufen. Ihr größter Traum ist es, Dozentin zu werden.Wird geladen
Shahida A. (24) verlor im Alter von vier Jahren ihr Bein und will nun, Dank des CRP, Dozentin werden. #cbmbd14
Das Gebäude des CRP ist eine ehemalige Halle mit Wellblechdach. Alle vier Meter hängt ein Ventilator von der Decke. Denn in dem Gebäude ist es ultra-heiß. Der Ofen, der die Prothesen brennt erzeugt 200 Grad. Die Mitarbeiter und Patienten klagen über die Hitze im Hochsommer, auch wenn der Ofen aus ist. Um eine Belüftung und eine Klimaanlage nachzurüsten fehlt das Geld. Das wäre doch eine gute Möglichkeit, aktiv zu werden! Die CBM und ich sind mit denen im Gespräch darüber. - In der Vorstellungsrunde lernte ich auch die beeindruckende Sabrina Sultana kennen. Sabrina Sultana ist 22 Jahre alt, sitzt im Rollstuhl und ist Gründerin des „Bangladeshi Systems Change Advocacy Networks (B-SCAN)“.
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Die künftige(?) Stimme der "selbstbestimmt Leben"-Bewegung in #Bangladesch: Sabrina Sultana (22) #cbmbd14
Als Jüngste und in der Runde auch gleichzeitig Leidenschaftlichste, verkörperte sie für mich die Zukunft der „selbstbestimmt Leben“-Bewegung in Bangladesch. Hier könnte die CBM mit seinen Partnern vor Ort sicher der jungen Organisation dabei helfen, politisch und gesellschaftlich Fuß zu fassen.
Am Nachmittag fuhren wir dann weiter zu Mohammud Y. (13) und seiner Familie. Er verlor im Alter von sechs Jahren ein Bein, als er von einem LKW erfasst wurde. Auch er bekommt vom CRP seine Prothesen gemacht.
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Mohammud Y. bei der #Reha im CRP. (Foto: Thomas Einberger) #cbmbd14
Zu acht wohnen sie in einem kleinen Zimmer.
Wir haben uns, trotz Sprachbarriere, prima verstanden und beim Fotografieren eine Menge Spaß gehabt.
2 Antworten zu “Außer Prothesen, nichts gewesen? Wie kann außer mit Geld noch nachhaltig geholfen werden? #cbmbd14”
wie wäre es mit einer Rampe für Bangladesch ?, schrieb Heiko Diedrich auf Facebook um 17:17
Für die bessere Vernetzung mit anderen Minderheiten vor Ort: Wäre da nicht eine gute Möglichkeit, wenn die CBM und Leute, die sich mit open transfer camps und Zukunftswerkstätten auskennen, eben solche dort mit auf den Weg bringen?, schrieb Jana Kästner auf Facebook um 18:28