Raúl Aguayo-Krauthausen, der sich für Barrierefreiheit einsetzt, bricht mehrmals pro Woche zu einer Reise auf. Was darf in seinem Gepäck nie fehlen, damit er gut ankommt?
Raúl Aguayo-Krauthausen ist ein Vortragsreisender. Kurz vor unserem Treffen war er in Magdeburg, tags darauf ist er in Lübeck. Vier bis fünf Mal die Woche sei er unterwegs, sagt er. Er bezeichnet sich als Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit. Deutschland ist nicht barrierefrei, wie jeder weiß, der mal mit einem Rollstuhl oder mit dem Kinderwagen U-Bahn fahren wollte. Und da Aguayo-Krauthausen selbst im Rollstuhl sitzt, wollten wir von ihm wissen: Woran muss er unbedingt denken, bevor er zu einer Reise aufbricht – selbst wenn es nur eine Bahnreise von Berlin nach Magdeburg ist?
Aguayo-Krauthausen legt eine Spraydose mit Reifenschaum vor sich auf den Tisch. Das sei das Wichtigste, falls ein Rollstuhlreifen mal ein Loch habe. Nicht zu vergessen: „Feuchte Tücher, um die Reifen zu putzen. Einen Hundehaufen in der Wohnung zu verteilen, ist wirklich das Ekligste, was es gibt.“
Aber dann erzählt er, was das Allerwichtigste ist:
„Also, was habe ich immer dabei? Meinen Laptop mit Adaptern für einen Beamer, Strom, und Lan-Adapter fürs Hotel. Dann eigene Lautsprecher, weil es vor Ort manchmal keine gibt, wenn ich einen Vortrag halte. So ein Klickding für den Beamer, zum Weiterklicken von Folien. Noise-Cancelling-Kopfhörer. Mein Mobiltelefon. Und Ladekabel ohne Ende fürs Mobiltelefon und so.
Und dann gibt es eine Sache, die ich besonders gerne vergesse, das ist das Ladegerät für meinen elektrischen Rollstuhl. Es ist ein kleiner Koffer, ein bisschen sperrig. Das Dumme ist, wenn der Akku leer ist, ist der Rollstuhl ungefähr so handlich wie eine Sackkarre. Auf Flugreisen habe ich in der Regel meinen anderen Rollstuhl dabei, den Aktivrollstuhl, den man schieben muss. Daran kann weniger kaputt gehen, und ich muss mir keine Sorgen um die Stromversorgung machen.“
Andererseits, wenn die kurz mal ausfällt, ist das so schlimm auch wieder nicht, denn ich habe ja das Handy. Damit bleibe ich an die Welt angeschlossen und kann organisieren, was ich brauche. Es ist hier in dieser kleinen Tasche unter meiner Armlehne. Da drin habe ich auch eine EC-Karte, den Personalausweis und ein bisschen Kleingeld. Und das reicht. Ich habe mir eine gewisse Gelassenheit zugelegt. Die Welt geht nicht unter, wenn du deine Zahnbürste nicht dabei hast. Ich packe mittlerweile meine Sachen in zehn Minuten.“
Sonst braucht er nichts?
„Doch, Wechselwäsche. Und ich habe immer eine kleine Mundharmonika in der Tasche. Keine Ahnung, warum, ich kann nicht spielen.“
Und sonst?
„Ach so, ein richtiges Survival-Gadget? In Sanitätshäusern gibt es wirklich alles vom Decubituskissen bis zur Kathetertasche, aber ich brauche das alles nicht. Ich statte mich eher im Outdoor- oder im Fahrradladen aus. Na gut, ein Survival-Gadget habe ich: Ich habe so ein Universal-TV-Ausmachgerät, einen TV-Jammer. Damit kann ich in Bars den Fernseher ausschalten, wenn er zu laut ist. Sehr witzig ist das bei Media Markt.“
Also keine großen Besonderheiten, weil er im Rollstuhl sitzt?
„Doch“, sagt Raúl Aguayo-Krauthausen, „ich habe einen Euro-Key. Damit kommt man europaweit in Behindertentoiletten. Und meine Bahncard ist mit Schwerbehindertenausweis billiger!“