Die iNklusion ist da

Endlich gibt es ein neues iPhone und eine Uhr und vieles mehr. Ein neues technisches Produkt vorzustellen, ist schon eine Kunst, aber vielleicht müsste man auch Menschenrechte so präsentieren. Raul Krauthausen stellt heute die neue iNklusion vor.

In vielen Fällen gehen Inklusionsbefürworter davon aus, dass eine gerechtere Welt mit mehr Teilhabe von unterschiedlichen Menschengruppen möglich ist. Gleichberechtigung ist sogar ein Menschenrecht, was unter anderem in der UN-Behindertenrechtskonvention ausgedrückt wird. Viele Menschen sollten also diesem Gesellschaftsbild zustimmen, und genau wie beim Umweltschutz oder bei der Nachhaltigkeit werden sie es auch offiziell tun, aber wenn es dann in die eigene Umwelt geht, werden schnell Stimmen laut: „Inklusion schön und gut, aber nicht in meinem Garten!“
Ein Beispiel, an dem ich dieses Phänomen immer wieder beobachte, sind Kommentare unter Artikeln zum Thema „Inklusion und Schule“: Egal ob der Artikel positiv über gelungene Inklusion schreibt oder negativ über die neuen Herausforderungen von Lehrkräften, in vielen Kommentaren kommt zum Ausdruck: Inklusion bitte nicht in der Klasse meines Kindes. Argumente wie „dann lernt mein Kind nicht mehr so schnell“ oder „unter diesen politischen Testballon soll die Ausbildung meiner Tochter nicht leiden!“. Dass diese Argumente viel zu oft aus der Luft gegriffen sind, erklärt Inklusionsfakten.de ausführlich, aber hinter diesen Kommentaren schwingt weiterhin ein Misstrauen gegenüber einer „Utopie“.
Deswegen sollte man die Inklusion vielleicht wirklich mal als ein Produkt begreifen, dass die ganz praktischen Vorteile für gewisse Zielgruppen aufzählt. Darf ich vorstellen: die iNklusion.

iNklusion an Schulen

Immer öfters werden neben dem Handwerk des Auswendiglernens sogenannte „Soft Skills“ gefordert. Also „weiche“ Eigenschaften, die Schülerinnen und Schüler erlernen sollen, um später in Unternehmen tolle, teamfähige und sympathische Mitarbeiter zu sein. Stellen wir uns ein Kind vor, dass ziemlich gut in der Klasse ist und den Lernstoff schnell begreift, und jetzt stellen wir uns noch ein Kind vor, das nicht so schnell den Stoff begreift oder es vielleicht nochmal anders erklärt bekommen soll. Hier hilft die iNklusion: Das eine Kind kann dem anderen Kind den Stoff vermitteln und erlernt somit den Soft Skill „Teamfähigkeit“. Ein weiterer Nebeneffekt für das lehrende Kind ist die Verinnerlichung des Stoffes. Lehrer und Lehrerinnen können mit der iNklusion auch bewusst Kinder zusammenführen, die sich helfen und den Lehrstoff gemeinsam erarbeiten.

iNklusion in der Ausbildung

Fast jedes Jahr gibt es Nachrichten von zu wenigen Ausbildungsplatzbewerbern. Für einige Jobs gibt es oft kein Nachwuchs. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderungen doppelt so hoch wie bei Nicht-Behinderten. Durch ein iNklusives Schulsystem könnten auch mehr Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt kommen.

iNklusion im Arbeitsmarkt

Es ist die alte Frage von „Henne und Ei“: Gibt es zu wenige Arbeitsplatzbewerber mit Behinderung oder zu wenige Arbeitsplatzstellen für Menschen mit Behinderungen? Menschen mit Behinderung können eine Bereicherung für das Team sein. Es kann neue Impulse geben, weil viele Menschen mit Behinderungen gerne um die Ecke denken (da sie es im Alltag auch öfter machen müssen), und es kann auch eine andere Teamfähigkeit (siehe Soft Skills) entstehen. Auch auf der anderen Seite kann iNklusion neue Arbeitsplätze schaffen, wie wir beispielsweise bei den SOZIALHELDEN ein Team von zehn Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sind, die auch alle (gerne) Steuern zahlen.

iNklusion im Alltag

Wer von uns hat nicht schon mal einen Aufzug oder vielleicht eine Rampe genutzt? Einige Freunde von mir hören sich sehr gerne die Audiokommentare bei Fußballübertragungen an, da sie die „normalen“ Kommentare nerven. Verbesserungen im Alltag durch die iNklusion werden nicht nur für Menschen mit Behinderungen gestaltet, sondern für die ganze Gesellschaft. iNklusion möchte Zugänge zum Alltag schaffen, und das kann sogar so weit führen, dass beispielsweise Menschen mit Hörbeeinträchtigungen die Lippen von Fußballspielern ablesen und damit „Nicht-Behinderte“ unterstützen.
Wenn man all diese Punkte zusammen nimmt – und es gibt noch viele mehr –, dann kann iNklusion ein Standortfaktor sein, der nicht zu unterschätzen ist. Und das Beste daran: iNklusion ist ab sofort verfügbar. Fangen wir also an.
Dieser Text entstand für das Inklusions-Blog der Aktion Mensch.



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