IMHO: Gehen ist auch nur kontrolliertes Stolpern!

Gehen ist auch nur kontrolliertes Stolpern! So sehen es nicht alle aber viele Menschen im Rollstuhl. Wenn ich besonders jene frage, die schon länger einen haben, erhalte ich oft die gleiche Antwort:

Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob ich irgendwann laufen kann oder nicht. Ich nehme einfach den Rollstuhl und los.

Und genau deshalb beobachte ich mit Unbehagen den neusten Medien-Wahn: Das Exoskelett.
Hier ein paar Schlagzeilen der letzten Wochen:
BILD

Gelähmter im Exoskelett wird den ersten WM-Ball kicken

SPIEGEL ONLINE

Exoskelett soll Gelähmte gehen lassen

Augsburger Allgemeine

Wie Rollstuhlfahrer laufen lernen

OMG! LAUFEN!

Beim Schreiben solcher Schlagzeilen müssen die Journalistinnen und Journalisten wohl gedacht haben, dass Rollstuhlfahrende ihr ganzes Leben damit verbringen darauf zu hoffen, dass endlich jemand einen (hässlichen, schwerfälligen, teuren) Roboter baut und sagt:

Hier! Jetzt kannst du laufen!

Den Höhepunkt erreichte der Exoskelett-Wahn als es zu Beginn der Fußball-WM z.B. in der BILD hieß:

„WIE IM SCIENCE-FICTION FILM! Gelähmter im Exoskelett wird den ersten WM-Ball kicken
… sein gedankengesteuerter Anzug lässt den Querschnittsgelähmten wieder laufen

Ehrlich: Mein Rollstuhl ist eigentlich ganz cool. Und für mich ist das Letzte, was ich mir wünsche in einen Robocop-artigen Roboter geschnallt zu werden, um zu einer Marionette für irgendeine Firma mit Lauf-Besessenheit zu werden.
Das Problem an diesen Geschichten ist für mich, dass sie unbeabsichtigt die Lebensweise von Millionen von Menschen verleugnen, die wirklich glücklich mit und in ihren Rollstühlen sind.
Die implizite Botschaft der Medien ist:

Rollstühle sind schrecklich! Lauft lieber mit diesem Roboter!

Die großen Nachrichtendienste haben es sich zur Aufgabe gemacht, diesen angeblichen „Traum“ aller Menschen im Rollstuhl zu zeigen, ohne sich vorher zu fragen:
Ist das wirklich deren Traum? Und: Wie wird sich diese erbarmungslose Jagd nach dem Pseudo-Laufen auf die Gefühle derjenigen auswirken, die diesen Traum nicht haben? Oder für die so ein Roboter aus welchen Gründen auch immer nichts ist?
Christiane Link bringt es auf ihrem Blog ziemlich gut auf den Punkt:

Nicht das “nicht Laufen können” ist das Problem, sondern die Barrieren im Alltag, die nicht weggehen, indem man in die Forschung gegen Querschnittlähmung investiert. Zudem ist es ziemlich illusorisch zu glauben, dass die jetzige Generation an Querschnittgelähmten davon noch etwas hat. Seit ich denken kann, höre ich, dass es bald ein Mittel gegen Querschnittlähmung geben wird. Man sei kurz vor dem Durchbruch. Ich bin jetzt 37 Jahre querschnittgelähmt. Wenn ich meine Lebensfreude von dieser Forschung abhängig gemacht hätte, meine Güte…

Um es nochmal klarzustellen:

Ich Träume nicht vom Laufen. Ich wünsche mir genauso wenig an einen Roboter geschnallt zu werden, wie ich mir wünsche mit weißen Haien zu schwimmen. Mein Leben im Rollstuhl ist ok! Ich mache viele tolle Dinge und kenne viele tolle Menschen. Gemeinsam mit ihnen kämpfe ich gegen Barrieren im Alltag und in den Köpfen. Ein Exoskelett würde daran wenig ändern. Ich wäre wahrscheinlich sogar noch mehr der Freak als ich es jetzt schon bin.
Also, liebe Medien:
Bitte hört auf den Menschen ein schlechtes Gefühl zu geben, nur weil einige von ihnen den „suboptimalen“ Rollstuhl bevorzugen.
Hört auf ständig über das Exoskelett zu sprechen und fragt lieber, woher dieser Normierungswahn kommt. Denn manchmal ist Laufen einfach überbewertet.
Eigentlich Wollen wir doch alle lieber fliegen können? Oder?

Disclaimer: Dieser Text ist frei übersetzt, ergänzt und inspiriert von Red Nicholsons Blogpost „Why the obsession with walking?“



38 Antworten zu “IMHO: Gehen ist auch nur kontrolliertes Stolpern!”

  1. Wow… Ernsthaft?
    Das erinnert mich an die Diskussion über Zoo/Tierpark-Tiere.
    Man soll sie alle freilassen, weils denen ja so schlecht ginge.
    Die kennen nichts anderes. Denen gehts besser als ihren wilden Artgenossen.
    Beim „Behinderten“ (ich nutze lieber Gehandicapter) ist es nicht anders.
    Man kennt es net anders und arrangiert sich damit.
    Ich bin linksseitig taub und werde oft gefragt, ob ich das nicht schrecklich fände.
    Wieso? Ich kenne es nicht anders.
    Warum sollte ein gebürtiger Blinder das Sehen vermissen, wenn er es nicht kennt?
    Warum sollte ein Rollstuhlfahrer das Laufen vermissen, wenn er noch nie in seinem Leben „gelaufen“ ist?
    Diese Engstirnige Denkweise der Medien und Menschen geht mir so dermaßen auf den Zeiger (/.-)
    Weil die Leute sich ein Leben mit Handicap nicht vorstellen können (und/oder wollen) ist es automatisch total schrecklich für den „Betroffenen“
    Andererseits gibts auch die Menschen, die durch Fremd- oder Eigenverschulden ein Handicap bekommen haben. Nachträglich. Für die ist es im Ersten Moment sicher ein Schock, aber sie arrangieren sich damit.
    Ich kann mir nicht vorstellen, das jemand in tiefe Depressionen fallen wird, weil er auf einmal nicht mehr hören oder sehen kann.
    Siehe Beethoven. Der ist stocktaub geworden und hat trotzdem Musik gemacht. Verdammt gute. So what?

  2. Du machst es dir ziemlich einfach, diese Entwicklung mit den gerade angesagten Phrasen „Wahn“ und „Normierung“ abzubügeln („Wahn“ ist übrigens eine Pathologisierung Ableismus). Rollstühle sind nämlich auch eine Normierung. Wenn du kein Exoskelett benutzen möchtest, steht es dir frei, es zu lassen. Aber die schlechten Gefühle macht dir nicht die Berichterstattung, die machst du dir selbst.

  3. Jeder, der auf ein Hilfsmittel angewiesen ist um beispielsweise von einem Ort zu einem anderen zu gelangen, soll sich frei entscheiden können, welches er nutzen möchte.
    Sofern die Barrierefreiheit nicht zugunsten einer Technologie „vernachlässigt“ wird ist dies in Ordnung.
    Persönlich denke ich, das der Rollstuhl alleine aus Kostengründen immer die erste Wahl der „Krankenkassen“ bleiben wird. Somit ist auch die Entscheidungsfreiheit alleine von persönlichen finanziellen Spielraum abhängig.
    Jeder der trotz „Einschränkung“ den Mount Everest besteigen möchte wird vielleicht irgendwann ein Exoskelett benutzen. Jedem das seine .
    Mir macht es allerdings „Angst“ wenn ich an eine Zeit denke in der möglicherweise bestimmte Arbeiten nur mithilfe technologischer körperlicher Erweiterungen ausgeführt werden können und jemand seinen „natürlichen“ Arm durch einen künstlichen wesentlich effektiveren und präziseren Arm
    ersetzen lassen muss um seine Arbeit zu erhalten.
    Das ist jedoch eine ethische Frage.

  4. Ich stolpere relativ kontrolliert und befasse mich seit ein paar Jahren mit der Frage, warum Roboter/Andro-/Gynoiden aufrecht gehen. Die bisherigen Antworten laufen darauf hinaus, dass es darum geht, ein bestimmtes Bild von Überlegenheit (der Spezies, z.B.) zu wahren. Das alte groß-klein, oben-unten. Science-Fiction hat unser Denken übernommen. Ob es technologisch sinnvoll oder nachhaltig ist, den Gewichts-Schwerpunkt künstlicher und künstlich bewegter Menschen so weit oben vorzusehen, … ist wohl nachrangig. Der Begriff von Künstlichkeit (versus Natürlichkeit) bleibt unterreflektiert., schrieb Arthur Hindrich auf Facebook um 09:33

  5. Du sprichst genau das aus, was ich denke! Vielen Dank! Und wie du auch ganz richtig sagst, gibt es Menschen mit Behinderungen, denen ein solcher Robocop-Anzug niemals etwas in ihrem Leben verbessern würde, höchstens verschlimmbessern. In den 60 und 70er Jahren wurde ich und viele andere die ich kenne aus dieser Zeit richtiggehend gezwungen auf nur irgendeine Art und Weise, egal wie, egal wie gross die Schmerzen waren, egal wieviel Zeit darauf verschwendet wurde, auf Hauen und Stechen: Es musste gehen gelernt werden. Mit Hilfe von elenden Korsetts, mit ständig schmerzenden Prothesen, mit dem ganzen dreimal vermaledeiten Mistzeug. Und was hatten wir davon? Einige konnten ein paar Jahre lang mühsam einher humpeln und haben dafür ihre ganze Energie, die sie besser in schulische Leistungen und eine gute Ausbildung gesteckt hätten, hergegeben. Was macht eigentlich einen Menschen aus? An was wird die menschliche Leistung gemessen? Dass er auf zwei Beinen durchs Leben stolpern kann?, schrieb Anna Capivara auf Facebook um 09:36

  6. Das Pendant dazu ist für uns Blinde und Sehbehinderte der Hype um elektronische Augenimplantate. Da wird in den Medien auch immer großartig propagiert: „Chip lässt Blinde wieder sehen!“ Das die Entwicklung aber erst so weit ist, dass diese Chips maximal schwarzweiße, grob gepixelte Abbilder darstellen kann, bei denen der Träger mehr raten muss als sehen kann, wird einfach weggelassen., schrieb Bernd Plöger auf Facebook um 10:00

  7. Na, da scheinen einige aber Angst zu bekommen… ich hätte nie vermutet, dass Krücken, Rollstühle und Blindenstöcke so martialisch auf Unbewaffnete wirken können. Vielleicht es manchen jetzt, dass der Krüppel an sich, gar nicht machtlos ist 😉 aber im Ernst, ich empfinde die Dinger bisher als irgendetwas zwischen Nerd Toy und eine neue, lukrative Erfindung gegen Probleme, die ganz woanders liegen., schrieb Annton Beate Schmidt auf Facebook um 10:11

  8. Na, da scheinen einige aber Angst zu bekommen… ich hätte nie vermutet, dass Krücken, Rollstühle und Blindenstöcke so martialisch auf Unbewaffnete wirken können. Vielleicht wird manchen jetzt bewusst, dass der Krüppel an sich, gar nicht machtlos ist 😉 aber im Ernst, ich empfinde die Dinger bisher als irgendetwas zwischen Nerd Toy und eine neue, lukrative Erfindung gegen Probleme, die ganz woanders liegen., schrieb Annton Beate Schmidt auf Facebook um 10:11

  9. „Gehen ist auch nur kontrolliertes Stolpern! So sehen es nicht alle aber viele Menschen im Rollstuhl. Wenn ich besonders jene frage, die schon länger einen haben, erhalte ich oft die gleiche Antwort:
    Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob ich irgendwann laufen kann oder nicht. Ich nehme einfach den Rollstuhl und los.“
    Na ja ein bischen „problematischer“ ist es schon. Die Verdauung funktioniert völlig anders – unregelmäßig, das Sitzen im Rollstuhl ist über einen längeren Zeitraum sehr anstrengend, weil das menschliche Skelett sich im Laufe der Evolution auf „Bewegen – Laufen und nicht Sitzen“ entwickelt hat.
    Dies um nur ein paar Aspekte ins Spiel zu bringen., schrieb Wolfgang Kapunkt auf Facebook um 10:59

  10. Also ich hab andere Prioritäten als wieder laufen zu können, wobei man bei den meisten Geräten auch noch an Krück (Tschuldigung: Gehhilfen) laufen muss, somit habe ich die Hände wieder nicht frei :-/ dann doch lieber den Rolli, und dafür weniger Barrieren!, schrieb Ann Drea auf Facebook um 11:02

  11. gute Gegenüberstellung von alltäglichen Barrieren, die stark verringert werden können und hochfliegenden Hightechplänen. Eine Dozentin hat das mal in eine schöne Anekdote gepackt: Auf einer Internetkonferenz um 2000 herum traf sich die Szene und schwelgte in sehr abgefahrenen Ideen. Angesichts der miesen logistischen Organisation merkte eine Besucherin an „Sie wollen die Welt auf fantastische Weise verbessern, aber sie schaffen es noch nicht einmal, die Basics zu gewährleisten.“, schrieb Елке личтмаеннчен auf Facebook um 11:25

  12. Wir wollen doch nur dein Bestes… Wirklich?…
    Ja, es mag für dein einen die Erfüllung seines Traumes sein, für den anderen noch nie oder schon ewig lange keinen Gedanken mehr wehrt… Wenn ich Rauls Zeilen lese sehe ich die Gefahr darin – dass Mensch mit guter Absicht – sein Selbstverständnis (hier laufen zu können) wieder auf „alle“ projeziert, die im Rollstuhl sitzen weil er als Laufender sich partout nicht vorstellen kann, mit einem Leben im Rollstuhl genau so zufrieden und zufrieden mit dem Leben zu sein, wie jeder andere…
    Was ich damit sagen will: Es gibt keine NORM. Der eine mag sich freuen wieder laufen zu können… dem anderen ist es egal… Wenn es aber von Laufenden fast zum Zwang wird, unzufrieden im Rollstuhl zu sein, zum Zwang sich in seinem Sosein unwohl fühlen und nur davon träumen zu müssen, wieder laufen zu können… Dann wird es Übergriffig, Respektlos und dient erneut wieder einmal mehr nur einem Ziel: GELD
    PS: Ich gehöre zu der Spezies die laufen können…. Und ja, ich habe keine Ahnung wie es sich anfühlt das Leben im Rollstuhl zu verbringen aber ich vermute, dass wenn ich 100 Menschen im Rollstuhl fragen würde, nicht alle das gleiche fühlen, jeder auf seine Weise damit umgeht – jedoch vermute ich auch wie Raul sagt, dass es für viele nicht das Problem ist welches wir „Läufer“ auf Rollstühler projezieren…, schrieb Michèle Pellegrini auf Facebook um 12:08

  13. Es fehlt Noch Das man einen engen Anzug Wie z.b. Sowas Wie nen engen Ski Anzug entwickelt indem sich elektroden befinden, Die dann nerven stimulieren damit Der Mensch stehen und laufen Kann. In diesen Zukunfts filmen funktioniert es ja schon Nur in unserer Realität eben nicht., schrieb Waltraut Hartmann auf Facebook um 13:42

  14. Wir wollen doch nur dein Bestes… Wirklich?…
    Ja, es mag für dein einen die Erfüllung seines Traumes sein, für den anderen noch nie oder schon ewig lange keinen Gedanken mehr wert… Wenn ich Rauls Zeilen lese sehe ich die Gefahr darin – dass Mensch mit guter Absicht – sein Selbstverständnis (hier laufen zu können) wieder auf „alle“ projeziert, die im Rollstuhl sitzen weil er als Laufender sich partout nicht vorstellen kann, mit einem Leben im Rollstuhl genau so zufrieden und unzufrieden mit dem Leben zu sein, wie jeder andere…
    Was ich damit sagen will: Es gibt keine NORM. Der eine mag sich freuen wieder laufen zu können… dem anderen ist es egal… Wenn es aber von Laufenden fast zum Zwang wird, unzufrieden im Rollstuhl zu sein, zum Zwang sich in seinem Sosein unwohl fühlen und nur davon träumen zu müssen, wieder laufen zu können… Dann wird es Übergriffig, Respektlos und dient erneut wieder einmal mehr nur einem Ziel: GELD
    PS: Ich gehöre zu der Spezies die laufen können…. Und ja, ich habe keine Ahnung wie es sich anfühlt das Leben im Rollstuhl zu verbringen aber ich vermute, dass wenn ich 100 Menschen im Rollstuhl fragen würde, nicht alle das gleiche fühlen, jeder auf seine Weise damit umgeht – jedoch vermute ich auch wie Raul sagt, dass es für viele nicht das Problem ist welches wir „Läufer“ auf Rollstühler projezieren…, schrieb Michèle Pellegrini auf Facebook um 12:08

  15. der artikel spricht mir aus dem herzen. ich seit 30 jahren rollifahrerin(Verkehrsunfall) kann nur sagen, entweder funktioniert mein körper wie vor dem unfall oder ich fahr lieber rolli. alles andere wäre für mich selbstbetrug. muß halt jeder selbst wissen. allerdings wer läuft denn dann eigentlich. ich oder der roboter??? was mich behindert ist nicht der rolli sondern bauliche barrieren!, schrieb Ines Stanik auf Facebook um 15:48

  16. Ich stolpere relativ kontrolliert und befasse mich seit ein paar Jahren mit der Frage, warum Roboter/Andro-/Gynoiden aufrecht gehen. Die bisherigen Antworten laufen darauf hinaus, dass es darum geht, ein bestimmtes Bild von Überlegenheit (der Spezies, z.B.) zu wahren. Das alte groß-klein, oben-unten. Science-Fiction hat unser Denken übernommen. Ob es technologisch sinnvoll oder nachhaltig ist, den Gewichts-Schwerpunkt künstlicher und künstlich bewegter Menschen so weit oben vorzusehen, … ist wohl nachrangig. Der Begriff von Künstlichkeit (versus Natürlichkeit) bleibt unterreflektiert., schrieb Arthur Hindrich auf Facebook um 09:33

  17. Das Pendant dazu ist für uns Blinde und Sehbehinderte der Hype um elektronische Augenimplantate. Da wird in den Medien auch immer großartig propagiert: „Chip lässt Blinde wieder sehen!“ Das die Entwicklung aber erst so weit ist, dass diese Chips maximal schwarzweiße, grob gepixelte Abbilder darstellen kann, bei denen der Träger mehr raten muss als sehen kann, wird einfach weggelassen., schrieb Bernd Plöger auf Facebook um 10:00

  18. Hallo, ich bin eher der Typ Durchschnittsmensch. Kann mich daher nur bedingt in Rollifahrer rein versetzen, verstehe die Kritik aber nicht ganz? Ich wäre nie davon ausgegangen, dass man unglücklich sein muss, nur weil man im Rollstuhl sitzt. Aber ein Rollstuhl ist doch genau so ein Hilfsmittel wie dieser Anzug. Es ist ja nicht so, dass der Rollstuhl angewachsen wäre oder von Natur aus mitgeliefert würde. Er ist doch einfach ein Hilfsmittel, welches einfach nur dazu da ist, sich einfacher fortzubewegen. Dieser Anzug ist doch im Grunde das gleiche?
    Es gibt doch ufangreiche Hilfsmittelmessen und Rollifahrer schauen nach dem besten, passendsten Rolli. Es sagt doch auch keiner „ich fahr lieber den alten, schwergängigen Rolli, denn wenn die Straßen ebener wären, wäre das auch nicht so das Problem.“
    Das Exoskelett ist doch nur eine neue Entwicklung als Alternative oder Ergänzung für die jenigen, für die es passt. Ein E-Rolli ist doch auch eine tolle Sache, obwohl sie nicht für jeden passend ist oder in Frage kommt.
    Ich wäre nie auf die Idee gekommen zu sagen „Yeah nun können die armen Behinderten endlich wieder laufen“ sondern meine Gedanken dazu waren eher „Ah cool, das ist sicher praktisch“.
    Die Umwelt barrierefreier zu gestalten ist grundsätzlich wichtig und richtig und gut und ich versuche meinen Teil dazu beizutragen, indem ich barrierefreie Gehwege, Bushaltestellen und ähnliches plane. Aber es ist ja schon eher unwahrscheinlich, dass wir in absehbarer keinerlei Barrieren mehr haben. Im öffentlichen Raum mag das ja noch funktionieren aber im privaten Umfeld wohl kaum. Da ist das doch praktischer mit dem Skelett? Außerdem hätte ich jetzt gedacht, es ist voll praktisch, dann die Hände frei zu haben. Meine Oma saß die letzten Jahre ihres Lebens viel im Rollstuhl (ja, ich weiß, dieses ich kenn da wen nervt) und hatte immer ihre Not damit Sachen zu transportieren.
    Also ich bin eher erstaunt über die Ablehnung und dachte das ist ein ganz cooles neues Hilfsmittel.

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