Kaum begonnen – schon ist sie wieder vorbei: Die re:publica 2017.
Mir geht es wie vielen – es ist jedes Jahr aufs Neue wie ein großes Klassentreffen der digitalen Kontakte. Ich hatte viele spannende und schöne Gespräche mit Bekannten, Freunden und Kollegen. Einige von ihnen treffe ich tatsächlich nur einmal pro Jahr – eben auf der re:publica – und den Rest der Zeit begleiten wir uns digital.
Mein Kopf schwirrt noch von all’ den Begegnungen und Ideen, den Inspirationen und einer Menge Virtual Reality, die ich ausprobierte.
In diesem Jahr habe ich weniger Talks als sonst besucht – habe dafür aber die spannendsten wirklich genossen.
Allen voran den von Kübra Gümüşay. Schon im letzten Jahr setzte Kübras Talk Maßstäbe und war in Denken, Erfahrung und Analyse uns allen weit voraus.
Sie öffnete uns Horizonte: Was bedeutet es für ein Leben, wenn man tagtäglich mit Hass konfrontiert wird? Einem brutalen, menschenverachtenden, absurden, irrationalen Hassbombardement, das sich nicht einfach wegklicken lässt, nicht einfach löschen und ignorieren.
Hass, dem auch (noch nicht) Betroffene nicht passiv gegenüber stehen sollten – sondern dem wir aktive, “organisierte Liebe” als klare Stellungnahme erwidern können.
Ich traf Kübra nach der letzten re:publica für ze.tt und wir sprachen u.a. über Hass und Zivilcourage.
Fast zeitgleich mit der Bewusstwerdung über den Hass on- und offline u.a. durch Kübras zukunftsweisenden Talk setzte in den folgenden Monaten eine Woge der digitalen Manipulation, Hate Speech, Diskriminierungen und menschenverachtenden Kommentaren und Aktionen in den sozialen Netzwerken ein. Auch ich persönlich erlebte plötzlich, was es bedeutet, einem Hate Speech-Shitstorm ausgesetzt zu sein und wie man dadurch – wenigstens vorübergehend – sein on- und offline Verhalten verändert.
Aus gutem Grund regte Kübras re:publica-Talk “Organisierte Liebe” aus dem Jahr 2016 zum mutmachenden Thema der diesjährigen Veranstaltung an: Love Out Loud!
Auch in diesem Jahr war Kübra uns mit ihrem Talk wieder mindestens einen Schritt voraus: “Die Emanzipation der Gutmenschen”. Ich lege euch allen ans Herz, diesen Talk zu hören:
Ein weiterer Vortrag hat mich sehr beeindruckt; meinen Respekt für die Geduld, das Durchhaltevermögen und den starken Magen, praktisch alle AfD-Parteiprogramme gelesen zu haben: Katharina Nocurn und ihr Talk “Der Source Code der AfD”.
„AfD wählen, weil die etablierten Parteien Versagen, ist wie die Wohnung anzünden, weil die Tapete nicht gefällt“ @kattascha #word #rp17 pic.twitter.com/zI1Wi0BuF9
— Julian (@julscho) 10. Mai 2017
Außerdem fand ich anregend: “Stop Hatevertising? Why it is impossible for brands to stay apolitical” von meinem Freund Gerald Hensel
und “Die Macht der Sprachbilder – Politisches Framing und neurokognitive Kampagnenführung” von Elisabeth Wehling.
Aber am meisten beeindruckt war das Spielkind in mir von all’ den großartigen VR-Projekten, die auf der re:publica präsentiert wurden.
#MeinErstesMal:#VirtualRaulity auf der @republica.#LOVEoutLOUD #rp17 pic.twitter.com/N30ulmWvnB
— Raul Krauthausen (@raulde) 9. Mai 2017
So erforschte ich am Stand des WDR den Kölner Dom aus Perspektiven und in Ecken, die auch Besuchern ohne Rollstuhl bisher verborgen blieben, stürzte beim ZDF in eine virtuelle Häuserschlucht und musste mich in einem virtuellen Escape Room zurechtfinden: Vacate the Room, ein VR-Adventure einer frisch gegründeten kleinen Agentur aus Neubrandenburg. Damit das alles in einem virtuellen Raum stattfinden kann, braucht man allerdings einiges an Equipment. Wer das hat oder weiß, wo er es mitbenutzen kann: Probiert dieses VR-Escape Room Game unbedingt aus, man kann es für kleines Geld auf Steam kaufen.
Wirklich grandios, welche Entwicklungen da in der letzten Zeit stattgefunden haben.
Beim Schlendern über die re:publica hatte ich auch die Gelegenheit, zwei kleine Interviews zu führen. Ich fragte Laura Gehlhaar, @Pecc0r, Philip Steffan und Gunter Dueck welche ihre erfolgreichsten Social-Media-Posts waren:
Für mich war das eine wirklich runde re:publica in diesem Jahr: Tolle Begegnungen mit spannenden und wunderbaren Menschen, inspirierende Ideen und auch Wut erzeugende Erkenntnisse, die nach Taten in mir drängen und unterhaltsame und beeindruckende technische Erfahrungen.
Ausruhen auf der @republica. #LOVEoutLOUD #rp17
(Foto: @revoluzzza) pic.twitter.com/1AXc7BDMLe— Raul Krauthausen (@raulde) 9. Mai 2017
Vielleicht bin ich im nächsten Jahr auch wieder als Speaker dabei. Ich habe da schon eine Idee… 🙂
(sb)
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