nachrichtenleicht

Für viele Menschen, bspw. mit Lernschwierigkeiten oder Demenz, sind die gängigen Nachrichten im Fernsehen, den Zeitungen, im Radio oder Internet, zu schwierig formuliert, sodass sie nicht gut verständlich sind. Der Radiosender “Deutschlandfunk” will mit der Webseite nachrichtenleicht dagegen wirken und hat speziell für eben diese Menschen einen Nachrichtenkanal eingerichtet, in dem jeden Freitag die wichtigsten Nachrichten der Woche aus allen Bereichen in Einfacher Sprache veröffentlicht werden. Unter jedem Artikel werden außerdem die Schlagwörter ausführlich erklärt.



Eine Antwort zu “nachrichtenleicht”

  1. Besten Dank Raul Krauthausen. Das klingt zunächst irgendwie gut, das mit den „leichten Nachrichten“, vielleicht klingt es auch gut, weil ich den Deutschlandfunk ganz grundsätzlich für viele Beiträge sehr schätze.
    Solange sich jeder selbst aussuchen kann, ob er/sie eher Beiträge in leichter oder der bisher praktizierten Sprache genießen will, ist mir das recht. Was aber, wenn daraus der Schluss gezogen würde, dass Menschen mit „Lernschwierigkeiten“ von vorherein nur Zugang zu einem „leichtsprachigen Kanal“ hätten? Das ist die Befürchtung, die ich habe – nicht beim Deutschlandfunk, da wird ja jeder weiterhin ran können, aber z. B. im Museum.
    Ich stelle mir gerade vor, ich würde als „lernschwierig“ erkannt und befände mich im Hamburger Bahnhof vor dem Bild „lichte Dahlien und Sonnenblumen“ (1943) von Emil Nolde. Das ist ja, könnte man denken, ein „leichtes“, also „lichtes“ Bild, aber das Sehen könnte ja auch geschult werden, so dass der Lerner selbst heraus finden kann, welche „Nachricht“ er/sie dem Werk entnehmen möchte.
    Offen gestanden ist mir das im Katalog zur Ausstellung (der sehr schwer zu tragen ist) schon aufgefallen, wie nur eine individuelle Sicht auf das Bild betont wird, in nicht gerade schwerer Sprache – bloß: welchen Erkenntnisgewinn zieht denn der Lerner daraus, was kann ihm das Bild sein oder nicht sein?
    Dieses Lernen muss gemeinsam möglich sein, warum soll denn ein sogenannter Lernschwierigkeitenhabender weniger Lernwege eröffnet bekommen, als ein sogenannter „Lernschwierigkeitenbefreiter“?
    Letzten Sonntag stand ich im Heimathaus in Lette (Kreis Coesfeld), es ging um die „Vertreibung“ nach 1945, speziell um ein „Barackenlager“ – mein Uropa starb darin, morgens beim Frühstück.
    Das ist an sich ja keine schwere Message, die Krux liegt aber darin, dass dieser Gebäudekomplex häufiger in der Geschichte umbenannt wurde, die Hintergründe sind noch nicht voll erforscht, relativ sicher ist aber, dass es eine zeitlang „Durchgangslager“ hieß, eine Zeitlang auch „Barackenlager“, so nennt man es heute auch wieder, es hieß auch mal „Heidehof“, ab 1950. Laut Sterbeurkunde starb mein Urgroßvater im „Flüchtlingsaltersheim“ – so, und dann geht da nämlich los. Vertriebene verbitten es sich häufig, ich verstehe das auch, „Flüchtlinge“ genannt zu werden, ob sich das mein Urgroßvater auch verbeten hätte weiß ich nicht, der Standesbeamte wird aber seine Gründe gehabt haben, da „Flüchtlingsaltersheim“ hin zu schreiben. Vielleicht waren in der Unterkunft ja mehr Flüchtlinge aus dem Ausland, die aus den Arbeitslagern kamen und nicht zurück wollten oder konnten in ihre Länder? Vielleicht kamen ja hier auch NSDAP:Mitglieder an, die jetzt, nach dem Verlust des Krieges gesucht wurden oder kein Dach über dem Kopf mehr hatten und hier unterkamen? Wann wird denn wer als „Flüchtling“ deklariert und wann entscheidet der so „Verwaltete“ dies selbst?
    Wie soll man sowas einfach sagen? Das geht natürlich nicht, denn ich kann Strategien, Hintergründe und Sinnzusammenhänge nicht einfacher präsentieren, als sie sind – gerade das Spiel mit der Sprache wird doch gezielt eingesetzt, damit der Suchende es nicht so leicht haben soll – Menschen sind eben auch so drauf, die sind nicht alle darauf bedacht, dass Fragesteller immer alles schön einfach verstehen sollen. Man befindet sich eben im Wettstreit, sehr oft im Leben, öfter als nicht.
    Auf diese Seite des Menschseins sollte jeder Mensch gleichberechtigt eingestimmt werden, das Sehen, Lesen, Fühlen, Hören lernen, um die Zwischentöne und die Zwischenschritte wahr nehmen zu können.
    Eine „Suppenkelle“ hing da auch. Wer diese Suppenkellen nicht kennt, so wie sie früher in der Gegend oft am Hinterausgang in Bauernhäusern zum Garten hin über einem größeren Keramikbecken hingen – sie wurden dann oft zum Wassertrinken benutzt – dem sagt diese „schmiedeeiserne, etwa dreimal so groß und lang wie die übliche Blechkelle (der „Schleif“) nicht viel. Und wenn derjenige noch sieht, dass da „RAD“ eingeritzt ist, sagt das demjenigen wieder nicht viel.
    Ein einfacher Gegenstand, der aber dem Menschen mit Suppenkellenerfahrungen, auch mit Kellen, die noch aus der Zeit stammen, viel mehr erzählt, das hat aber mit dem Vergleichen zu tun, mit dem Hinterfragen, warum die so groß ist, warum schmiedeeisern, warum da Reichsarbeitsdienst drauf steht etc. Das muss jeder Mensch lernen mit der Zeit, ich wüsste keinen Menschen, für den das nicht ein großer Schatz wäre, sowas zu lernen, lernen damit umzugehen, dass man hin und wieder „für dumm verkauft werden“ soll.
    Ich reagiere auf solche Anliegen – „Stoff“ für bestimmte Zielgruppen anzupassen, auch persönlich allergisch. Ich war nie auf einem humanistischen Gymnasium, hätte ich keine Freundin da gehabt, ich wüsste von Goethe und Shakespeare nicht viel, von Prokofjev auch nicht und vieles andere nicht.
    Kann mir mal irgendjemand sagen (bitte in einfacher Sprache), warum das für eine Realschul-Schülerin nichts gewesen wäre?
    Ich bleibe mit Leidenschaft an dem Thema dran, besten Dank noch einmal, ab
    Freitag geht es weiter, ich bin noch im Ruhrgebiet – auf einem Grabstein fand ich „Rosendahl und Wintersheim“ – ich komme aus einer Gemeinde namens „Rosendahl“ und etwa 40 km weiter in den Niederlanden gibt es „Winterswyk“ – das wirft doch Fragen auf!
    Dann habe ich „Perez, Stinnes, Zerwes“ gefunden – „Zerwes“ – das hat doch was von „Cerveza“?
    Ich kann mich schwer fokussieren, das ist echt ein Problem, aber: das Leben ist doch der schönste Abenteuerspielplatz, voller Rätsel, die darauf warten, ergründet zu werden.
    Da kann ich doch Leuten keinen Pfad vortrampeln, das ist doch langweilig! Die finden ihre Eigenen und von denen lerne ich dann wieder und so weiter.
    Also, bis Freitag.
    Super Thema!

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